Der Geist des Spiels

Was veranlasst ein Wesen zu einem Spiel?

Fragen wir uns selbst.

Wer von uns ist in der Lage oder willens, wochenlang in seinem Zimmer zu sitzen, nichts zu tun, mit niemandem zu sprechen und nur „da zu sein“?

Sicherlich gibt es in der östlichen Welt Yogis, die ein oder mehrere Leben damit verbringen können auf einem Berg zu sitzen um zu meditieren.

Wie lange könnte das wirklich jemand aushalten, wenn man von dem Begriff „einer Lebensspanne“ absieht?

Versuchen wir es von einem Statikblickpunkt aus zu betrachten. Ist der Zustand eines „Statik“ wirklich das, was jeder anstrebt bzw. das, was man anstreben sollte? Ist das Ziel wirklich das Nirwana oder der Himmel? Manche Religionen wollen uns das glauben lassen. Es würde im übertragenen Sinne bedeuten, dass ein Mensch dann am glücklichsten wäre, wenn er irgendwo sitzt und absolut nichts zu tun hat – weder Kommunikation zu Mitmenschen, noch irgendeine Art von Aktion.

Offensichtlich ist dies nicht der Fall. Unterhält man sich mit Leuten und fragt sie nach den Momenten ihres Daseins, in denen sie sich am wohlsten gefühlt haben, so fallen den meisten Menschen die Momente ein, in denen sie voller Aktion waren. Viele Personen, die nach einem arbeitsreichen Leben in den Ruhestand treten, erleben eine Art „Statikzustand“ auf einer niedrigeren Harmonie. Sie fühlen sich nicht mehr im Spiel, nicht mehr dazugehörig. Sie erinnern sich wehmütig an die Aktionsphasen ihres Lebens, an die Momente in denen „am meisten los war“, an die Momente wo sie am meisten „gewonnen“ und am meisten verursacht haben. Je größer die vorangegangenen Schwierigkeiten, desto größer die Freude wenn man diese Schwierigkeiten meistert. So unbegreiflich es vielleicht auch sein mag, niemand lässt sich gern Probleme von anderen Menschen lösen.

Was interessiert einen Menschen, oder, um es neutraler zu sagen, ein „Wesen“ wirklich? Würden wir beispielsweise in einen Film gehen um uns über Stunden hinweg ein wachsendes Gänseblümchen anzuschauen? Wenn wir die Wahl hätten zwischen „Aktion“ und „keiner Aktion“, was würden wir wählen?

Wie schon beschrieben ist Statik ein Potential, eine Qualität, ohne Form, Wellenlänge, ohne Masse oder einer Position im Raum. Hubbard sagt, dass diesem Statik jedoch etwas eigen ist, und das ist der Geist des Spiels oder Spirit of Play, wie er es nennt [20]. „Es muss ein Spiel geben.“

In einem Interview [21] sagte Hubbard einmal (frei zitiert): „Wir haben einem Menschen nie wirklich helfen können, wenn wir ihn als einen Fleischkörper betrachteten und Probleme für ihn lösten. Erst als wir ihn als ein geistiges Wesen behandelten, konnten wir ihn fähiger machen, seine eigenen Probleme zu lösen.“

Der wichtige Faktor in der Rehabilitation eines Wesens liegt in seiner Freiheit „zu wählen“. Will ich ein Spiel oder nicht? Es ist die Rehabilitation der „Freiheit ein Spiel zu verlassen“ aber auch der „Freiheit ein Spiel zu spielen“.

Eine Rehabilitation in dieser Hinsicht kann nicht bedeuten, jemandem „ein Spiel zu verweigern“ oder ihn hinauszudrängen in eine angeblich „bessere Welt“ oder in einen „Nicht-Spiel-Zustand“.

Spielzustände und Nicht-Spiel-Zustände

Um den Begriff „Spiel“ wirklich zu verstehen, muss man sich darüber im Klaren sein: was sind Spiel-Zustände und was sind Nicht-Spiel-Zustände?

Gehört es beispielsweise zu einem Spiel nur Freunde und keine Feinde zu haben?

Was wäre mit vollkommenem Wissen?

Was wäre, wenn ich immer nur gewinne oder immer nur verliere?

Grundsätzlich kann gesagt werden, dass jedes „Absolutum“ eine „Nicht-Spiel-Bedingung“ ist. Ein Spiel hört auf, wenn ein Absolut erreicht wird.

Zum besseren Verständnis hier ein Auszug aus einer Zusammenstellung über Spiel-Zustände und Nicht-Spiel-Zustände [22].

SpielzuständeNicht Spielzustände
Nicht-Wissen Wissenvergessen erinnern
AufmerksamkeitKeine Aufmerksamkeit
SelbstbestimmungAllbestimmung
IdentitätNamenslosigkeit
Individualität 
ProblemeLösungen
LebendWeder lebend noch tot
GegnerNur Freunde
BewegungKeine Bewegung
EmotionGelassenheit des Seins
andauernde AktionBewegungslosigkeit
Hitze, KälteKeine Temperatur
DenkenWissen
andauernder Zweifel über das ResultatGewinnen, Verlieren
Effekt auf einen selbstKein Effekt auf einen selbst
Effekt auf andereKein Effekt auf andere
AgitationRuhe
KontrolleKeine Kontrolle
VerantwortungKeine Verantwortung

Zum besseren Verständnis einige begriffliche Erläuterungen:

Ursache, Ursprung, Quelle: Es ist der Punkt, von dem etwas ausströmt, der Auslöser einer Wirkung, Verursacher.

Theta: Hubbard hat den griechischen Buchstaben q (Theta) gewählt um das Denken, die Lebenskraft, die Vernunft, den Geist zu symbolisieren. Es ist die Kraft, die auf das physikalische Universum einwirkt, es belebt, mobilisiert und verändert [23]. Die personifizierte Form von Theta, „Thetan“, bezeichnet das Individuum, die Persönlichkeit, das, was Sie meinen, wenn Sie „Ich“ sagen. Er ist der Spieler in diesem Spiel.

Effekt, Wirkung: Kann als der Empfangspunkt einer Ursache oder als das Resultat einer Ursache bezeichnet werden.

Selbstbestimmung: Hubbard bezeichnet Selbstbestimmung als die Fähigkeit „Energie und Materie in Raum und Zeit zu lokalisieren und darüber hinaus, Raum und Zeit zu schaffen, worin Energie und Masse platziert bzw. lokalisiert werden kann“ [24].

Ein Thetan kreiert Raum, Energie und Objekte durch Postulate. Ein Postulat bezeichnet Hubbard als eine selbsterschaffene Wahrheit.

Sie sagen „morgen zum Frühstück möchte ich Brötchen haben“. Oder – wie wir es aus der Bibel kennen – Gott sprach „es werde Licht“ und es ward Licht.

Die Übereinkünfte der Spieler, die am Anfang des Spiels aufgestellt werden, sind Postulate. Es sind selbsterschaffene Wahrheiten, die keiner weiteren Begründung bedürfen. Sie legen die Spielbedingungen fest, in denen sie das Spiel dann erfahren können. Eine Ausprägung dieser Übereinkünfte sind die Dynamiken.

Machen Sie ein Experiment: Stellen Sie sich eine Blume vor. Sie soll einen Blütenkranz haben, wobei die Blütenblätter abwechselnd rot und gelb aufleuchten. Geistig können Sie diese Blume nach Belieben verändern. Sie bleibt solange vor Ihrem geistigen Auge bestehen, wie Sie an ihrer Erschaffung arbeiten. Danach verblasst diese Kreation.

Sie schaffen also einen Raum in dem Sie Ihre Blume platzieren.

Das Problem ist Beständigkeit. In meinem eigenen Universum kann ich nach Belieben kreieren. Es besteht solange, wie ich es erschaffe.

Was passiert aber wenn ich die eigene Urheberschaft an dieser Kreation verleugne und sie einem anderen zuschreibe?

Nehmen wir einen Streit. Es gibt keine eigenständige Wesenheit, die sich Streit nennt. Es gibt niemanden, der daherkommt und sagt „ich bin der Streit“. Streit ist eine geistige Kreation der beteiligten Personen.

Wenn man streitet, versucht man gemeinsam – welche Emotionen auch immer darin eingebracht werden – den Punkt der Unwahrheit zu finden. Es muss irgendeinen Punkt geben, der für den einen oder anderen unverständlich ist, der von seinem Wahrheitskonzept abweicht. Ist dieser Punkt gemeinsam gefunden, löst sich der Streit auf. Wird er nicht gefunden, bleibt er bestehen. Man kann zwar darüber hinweggehen und „vergessen“, das heißt aber nicht, dass dieser Punkt verschwunden ist. Er hat eine Position in Raum und Zeit. Jeder, der ein ungelöstes Problem in einer Zweierbeziehung hat oder hatte, kann dies bestätigen.

Ist einmal ein ungelöstes Problem übergangen worden, tendieren alle weiteren derartigen Probleme sich an diesem ungelösten Punkt anzuhängen. So kann es vorkommen, dass einem ein einstmals geliebter Mensch im Laufe der Zeit verhasst wird.

Wahrheit ist offensichtlich zeitlos, während eine Lüge oder Unwahrheit Beständigkeit und somit Zeit mit sich bringt.

Wie könnte man nun ein Universum mit Beständigkeit schaffen?

Nehmen wir an, alle beteiligten Spieler in einem Universum sind an seinem Schaffensprozess beteiligt. Nun weisen sie ihren Kreationen eine andere Urheberschaft zu. „Nicht ich habe es gemacht, sondern Du.“ Sie könnten auch jemanden als eine Art „Gott“ wählen und ihm die Urheberschaft zusprechen. Der Effekt wäre derselbe.

Das Problem ist: Wenn ich nicht meinen Teil der Urheberschaft in einem Problem herausfinde und anerkenne, habe ich kaum eine Chance, dieses Problem zu lösen.

Genau das passiert, wenn sich beispielsweise die streitenden Parteien weigern, der Ursache ins Auge zu sehen. Insgeheim weiß man, dass der Andere Recht hat, oder für welchen Punkt man selbst geradezustehen hätte. „Du bist schuld“.

Wie lange bleibt dieser Streit bestehen? Offensichtlich bleibt er solange bestehen, wie die Unwahrheit in diesem Streit besteht.

Es mag für viele ein Schock sein, aber es kann jemandem in diesem Universum nichts passieren, bei dem man sich nicht einen Teil des „Passierens“ selbst zuschreiben muss. Warum bin ich zum richtigen Zeitpunkt am falschen Ort?

Es gibt Personen, die haben ein Gespür für Gefahren. Man hat beispielsweise festgestellt, dass bei Flügen, die nachher in einer Katastrophe ausarteten, mehr Personen von der Reise zurücktraten wie bei solchen, die reibungslos vonstattengingen.

Könnte man jetzt den Schluss ziehen, dass dieses Universum eine Gemeinschaftsproduktion aller beteiligten Spieler ist? Dass wir hier nichts erfahren können, wenn wir nicht vorher unseren Beitrag dazu geleistet haben? Eine gewaltige Behauptung.

Ein kleiner Abstecher in die Wissenschaft, der diese These zu stützen scheint.

Holographischer Aspekt des Universums

Im Laufe der Jahre wurden in der Wissenschaft viele Theorien aufgestellt, um alle Phänomene, die in der Physik beobachtet werden einzubeziehen, einschließlich diverser Aspekte des Verstandes und der Wahrnehmung von Realität.

Nur eine Theorie war in der Lage eine Erklärung für all die verschiedenen Gebiete zu geben. Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass „das Universum, einschließlich des Bewusstseins, in seiner Natur holographisch ist“ [25].

Ein Hologramm ist die Projektion eines dreidimensionale Bildes. Dieses Phänomen wird erzeugt, wenn ein einzelner Laserstrahl in zwei separate Strahlen aufgeteilt wird. Der erste Strahl wird von dem zu fotografierenden Objekt reflektiert. Dem zweiten Strahl erlaubt man mit dem reflektierten Strahl zu kollidieren. Das daraus resultierende Muster wird auf einen Film aufgenommen. Das Bild eines holographischen Films ist kodiert und hat für das bloße Auge keinerlei Ähnlichkeit mit dem aufgenommenen Gegenstand. Es besteht aus unregelmäßigen Wellenlinien, die als Interferenzmuster bezeichnet werden. Die anschließende Projektion sieht wie ein Abdruck des Originals aus und ist dreidimensional. Man kann es von allen Seiten und aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten.

Die wesentlichen Kernaussagen des holographischen Modells sind:

Die Teilinformation eines holographischen Bildes beinhaltet die Gesamtinformation. Eine Einzelinformation ist deshalb örtlich nicht lokalisierbar.

Würde man die holographische Platte in kleinere Stücke teilen, so würde ein kleines Stück dieser Platte immer noch die Informationen des gesamten Apfels beinhalten. Zerreißt man dagegen ein Foto, so können wir aus dem kleinsten Schnipsel nicht mehr das ursprüngliche Bild erkennen.

Dieses Universum ist ein Muster aus Wellen, bzw. Interferenzmustern. Es manifestiert sich erst dann zur wahrgenommenen Realität, wenn wir es betrachten.

Ein Interferenzmuster ist ein Muster, welches aus überlagerten Wellen besteht. Wirft man beispielsweise einen Stein ins Wasser, so sieht man die Wellenbewegung, die konzentrisch von diesem Kreis ausgeht. Wirft man zwei oder mehrere Steine ins Wasser, so sieht man, wie sich die Wellen schneiden. Da, wo sie sich schneiden bzw. überlagern, entsteht die Interferenz.

Zwei namhafte Wissenschaftler, David Bohm, ein Schützling Einsteins und Carl Pribram, ein Neurophysiologe an der Stanford Universität haben unabhängig voneinander, diese holographische Schlussfolgerung gezogen.

Das erstaunliche an diesem Modell ist, dass es Erscheinungen erklärt, die üblicherweise außerhalb des wissenschaftlichen Verständnisses liegen: Telepathie, Hellsehen, außersinnliche Wahrnehmung, Psychokinese und so weiter.

Experimente bestätigen diese These: Pribram führte 1946 ein Experiment für den Physiologen Carl Lashley am Yerkes Institute of Primate Biology durch. Er trainierte Ratten, verschiedene komplizierte Aufgaben durchzuführen. Eine davon war es, den Weg durch ein künstliches Labyrinth zu finden. Daraufhin wurden Teile ihres Gehirns beseitigt, in denen die Aufzeichnungen vermutet wurden. Wieviel Gehirn Pribram jedoch entfernte, die Ratten behielten ihre Fähigkeit, den Weg durch das Labyrinth zu finden.

Dies zeigte, dass das Gedächtnis nicht lokalisiert, sondern als ein Ganzes – die Wissenschaft sagt „im Gehirn“ – verteilt ist. Mittlerweile ist man jedoch der Ansicht, dass der Verstand nicht im Gehirn lokalisiert, sondern in einer Art Energieband eingebettet ist, welches Körper und Gehirn durchdringt. [26]

Eine weitere Annahme im holographischen Modell eröffnet die Möglichkeit, dass selbst „objektive Realität“, die Welt der Objekte um uns, nicht in der Art existiert wie wir es glauben. Es scheint als wäre die Außenwelt die große Resonanz einer Symphonie von Wellenformen, die eine Frequenzdomäne umfasst, welche erst nach der Wahrnehmung in das transformiert wird, was wir sehen.

Eine Arbeit von Bohm am Pennsylvania State College zeigt, dass, wenn Materie weit genug heruntergebrochen wird, die „Stücke“ nicht mehr die Charaktereigenschaften haben, die normalerweise von „Objekten“ erwartet werden. Ein Elektron, selbst wenn es sich manchmal wie ein kleiner, kompakter Partikel verhält, besitzt keine Dimension. Es verhält sich manchmal als Partikel und manchmal als eine Welle – eine Fähigkeit, die allen subatomaren Partikeln eigen ist. Erst bei der Betrachtung stellen sie sich als Partikel dar.

Physiker glauben, dass dieser subatomare Bereich als Kategorie eines „Etwas“ betrachtet werden soll, welches gleichermaßen Partikel und Welle ist. Diese Etwas nannten sie Quanten.

Kodierung auf einem holographischen Film

Für das Auge ist nicht erkennbar, was auf diesem Film festgehalten ist.

Die Idee der „Ganzheit“, als die Summe der Reaktionen ihrer einzelnen Teile, gewann zunehmend an Bedeutung. Das Verhalten der Teile wird durch das Ganze organisiert. Ein Aspekt der Quantenphysik umfasst das Konzept der „Non Locality“ (nicht Örtlichkeit). Auf der Stufe unserer täglichen Beobachtungen scheinen alle Dinge an bestimmten Plätzen lokalisiert zu sein. In der Quantenphysik hört diese Örtlichkeit auf zu existieren. Alle Punkte im Raum sind gleich allen anderen Punkte im Raum.

In der klassischen Wissenschaft unterteilt man in geordnete und ungeordnete Zustände. Als man tiefer in diese Materie einstieg, fand man, dass die Ordnungshierarchie endlos scheint und dass es so etwas wie Unordnung nicht gibt.

Was wir an der Spitze als Realität wahrnehmen ist in Wirklichkeit eine Art Illusion. Darunter liegt eine tiefere Existenzordnung, die allen Objekten und den Erscheinungen objektiver Realität das Leben schenkt, vergleichbar mit einem Teil eines holographischen Films, der ein Hologramm produziert. Es gibt überwältigende Beweise, dass diese tiefere Existenzordnung das Bewusstsein als Quelle hat.

Physiker bezeichnen die tiefere Realitätsstufe als implizite (umfassende oder einschließende) und die wahrnehmbare Stufe der Existenz als explizite (entfaltende oder sich entwickelnde) Ordnung. Die Manifestationen aller Formen in diesem Universum werden zunehmend als Stadien des Einschließens und des Entfaltens zwischen diesen beiden Ordnungen gesehen. Wenn ein Partikel beispielsweise zerstört wird, ist er nicht verloren, sondern er wurde von der tieferen Ordnung umfasst, aus der er ursprünglich kam. Es wird daher bedeutungslos, dieses Universum als eine Zusammensetzung verschiedener Teile zu betrachten.

Alles in diesem Universum wird Teil eines Kontinuums.

Es gibt Beweise, dass Bewusstsein und Materie subtile Ausprägungen voneinander sind. Bewusstsein ist in den verschiedenen Varianten der impliziten und expliziten Ordnung gegenwärtig.

Wegen der Verbindung zwischen Bewusstsein und Materie, und wegen der holographischen Natur dieser beiden, enthält jedes Teil in diesem Universum das Ganze. Selbst Vergangenheit und Zukunft sind in jedem Punkt dieses Universums eingeschlossen. Jede Zelle im Körper entfaltet das Universum.

Es besteht darüber hinaus die Annahme, dass der physische Körper des Menschen nur eine Verdichtungsstufe innerhalb des menschlichen Energiefeldes ist, zusammengewachsen aus den Unterbrechungsmustern dieses Energiefeldes. Das würde die enorme Heilkraft und die außergewöhnliche Kontrolle erklären, die der Verstand bezogen auf den Körper hat. Eine Krankheit kann im Energiefeld des Körpers entstehen, bevor sie sich im physischen Körper manifestiert, was bedeuten würde, dass die Triebkraft für Krankheit aus nichtphysischen Bereichen käme.

Der Verstand kann selbst die genetische Struktur beeinflussen. Der Körper antwortet auf das, was der Verstand als Realität definiert.

Ein weiterer Aspekt der holographischen These ist das sogenannte morphologische Feld [27].

Man geht davon aus, das dies ein nicht-materielles, überräumliches Feld ist. Es enthält das Potential von Organisationsmustern, wie sie allen lebenden und nicht lebenden Formen eigen ist. Morphologische Felder enthalten ein kumulatives Gedächtnis mit Auswirkungen auf Organisation, Aktivitäten und Charakteristiken der daraus generierten Formen. Jede Spezies und Form hat ihr eigenes morphologisches Feld. Felder verwandter Arten sind ähnlich. Wissen oder Erfahrung, welche von einzelnen Mitgliedern einer Spezies erlangt wird, kann sich durch dieses Feld auf alle Mitglieder dieser Art niederschlagen. Sheldrake nennt dies „morphische Resonanz“.

Verschiedene Ereignisse lassen auf ein Feld dieser Art schließen:

In der Landwirtschaft wurden metallene Gitteranordnungen dazu benutzt Tiere davon abzuhalten die Straße zu überqueren. Die Tiere nahmen das Loch unter diesem Gitter als unendlich tief wahr. Eines Tages überquerte eine bestimmte Schafrasse doch die Straße, um auf die andere Seite zu gelangen. Innerhalb von Tagen begannen Schafe überall im Land das gleiche zu tun.

Ein Vogel, die Blaumeise, wurde in einer isolierten aber weitgehend abgeschiedenen Gegend beobachtet, wie er die Folienabdeckung von Milchflaschen entfernte um an die Milch zu kommen. Bald darauf wurde dieses Verhaltensmuster bei dieser Vogelart überall in England beobachtet.

Folgerungen aus dem holographischen Konzept

Der fehlende Baustein, besser gesagt, das fehlende Bindeglied scheint eine konkrete Definition des Bewusstseins zu sein. Wer oder was ist sich bewusst? Wer oder was hat dieses Universum kreiert und trägt zu seiner Kreation bei? Das sind Erklärungen, die wir im Hubbardschen Modell finden. Es ist deshalb nicht abwegig zu glauben und auch zu hoffen, dass diese beiden Denkmodelle sich eines Tages begegnen und gegenseitig befruchten.

Hubbard bezeichnet die Naturgesetze als die „zusammengesetzten Übereinstimmungen aller Wesen in diesem Universum“. Er selbst sagte – frei zitiert: „In der scientologischen Philosophie studieren wir die Anatomie, die Konstruktion, Erhaltung, Zerstörung von Universen verschiedener Art und Dimensionen, sowie die grundlegende Struktur und Erfahrung, genannt MEST-Universum“ [28].

Dieses „MEST-Universum“ ist laut Hubbard, „der unvermeidliche Durchschnitt von Übereinstimmung und Illusion“ [29].

Die Ton-Skala

Man muss kein Philosoph sein, um festzustellen, dass sich das Leben zwischen den Extremen von Ursache und Wirkung bewegt. Wirkung ist man bei Tod, Versagen oder unerwünschten Effekten des Lebens [30]. Man ist Ursache, wenn alles so vonstattengeht, wie es den eigenen Vorstellungen entspricht.

Spätestens an diesem Punkt müssen wir uns fragen, wo wir mit Scientology eigentlich hin wollen. Was kann Scientology einem Menschen bieten? Was kann sie der Gesellschaft bieten?

Im Gegensatz zu anderen Philosophien und Religionen propagiert Scientology nicht den Weg hinaus. Vielmehr soll ein Wesen dazu befähigt werden, dieses Spiel zu seiner eigenen Zufriedenheit und in Hinblick auf das größte Wohl der größten Anzahl der Dynamiken zu spielen.

Das ist vielleicht der einzig schwierige Punkt, den es bei Scientology zu verstehen gibt: Einerseits befassen wir uns mit dem Leben als Statik, also mit dem absoluten Nichts in Begriffen des physikalischen Universums und in Begriffen eines Spiels. Und nachdem die Gesetzmäßigkeiten des Statik begriffen wurden, befassen wir uns mit dem Statik im Spiel, dem Thetan – vielleicht ein Paradox auf den ersten Blick.

In seinem Buch „Scientology – Religion oder Geistesmagie“ [31] versucht Werner Thiede festzustellen, ob Scientology bei der Gnosis oder bei der Magie anzusiedeln ist. Er greift dabei auf eine Aussage Hubbards zurück, der da sagt „Es ist nicht das Ziel von Scientology, alles Existierende aufzulösen oder das Individuum von allen Fallen, die es überall umgibt, zu befreien. Das Ziel von Scientology ist vielmehr, ein Individuum zu befähigen, mit seinen Mitmenschen ein besseres Leben nach eigener Vorstellung führen und ein besseres Spiel spielen zu können. [32]“ (Thiede: Seite 19)

„Als religiöse Größe meint „Gnosis“ die Erkenntnis des Wesens von Gott bzw. Göttlichem, Welt und Mensch in einem“ (Thiede: Seite 17). Gnosis ziele auf eine letztendliche Erlösung während Magie nicht die absolute Erlösung anstrebe sondern wesenhaft mit Grenzen rechne. In der Magie „geht es zwar wie in der Gnosis um die Vorherrschaft des Geistes, des Wissens, aber dabei strebt sie nicht nach Integration und Rückkehr ins göttliche Sein, sondern nach Unterwerfung und Kontrolle“… „So bildet ihr Zentrum der Mensch, der seine eigenen Fähigkeiten schöpferisch entfaltet, ja womöglich selbst zum Schöpfer wird“. (Thiede: Seite 19-20).

Es wird hier versucht etwas mit einem „Lable“ zu behaften, für das es möglicherweise noch keinen „Lable“ gibt. Wir stellen uns in verschiedenen Religionen und Weltanschauungen immer wieder die Fragen: Gibt es nur einen Gott? Sind wir „heruntergekommene“ Götter? Sind wir Geschöpfe, sprich Kreationen, oder ebenfalls Schöpfer?

Wenn der Begriff Statik mit Schöpfer gleichgesetzt wird, ist das in scientologischer Sicht richtig – Statik als Potential, als Quelle, als Ausgangspunkt der Kreation. Statik und Gott haben die gleiche Bedeutung, wenn sie als Ursprung oder Schöpfer betrachtet werden. Dieser Gott, Ursprung oder Schöpfer kann ein Spiel kreieren und es dabei belassen. Es kann es anderen zum Spiel freigeben und dann weiterhin Statik sein. In dem Moment wo er sich jedoch dazu entschließ irgendeinen Einfluss auf das Spiel auszuüben, wird er selbst zum Spieler.

In der Philosophie Scientology’s gibt es zwar die Dynamik des Schöpfers, die achte Dynamik. Es ist jedoch nicht gesagt, dass es nur einen Schöpfer gibt, wie es in den monotheistischen Religionen, dem Judentum, Christentum und Islam, gesagt wird.

Scientology baut darauf auf, dass alles, was von einem Individuum wahrgenommen und erfahren werden kann, eine Kreation oder KO-Kreation (einer Gemeinschaftskreation) dieses Individuums ist (Vergl. auch Abschnitt „Holographischer Aspekt des Universums“). In diesem Sinne gibt es für uns nicht den „einen Gott“, der alles kreiert hat. In diesem Sinne ist der Gott dieser Glaubensreligionen ebenfalls ein Spieler; ein Spieler, der einen Einfluss auf die Menschheitsentwicklung ausübt – zugegebenermaßen ein großer Spieler.

Kommen wir jedoch zu dem Punkt zurück wo sich das tatsächliche Leben abspielt:

Alles Leben tritt in den Kreislauf von „Geburt – Wachstum – Sterben“.

Wir beobachten dies in der Natur: Leben tritt in einen „Spielzyklus“ von starten, verändern und stoppen. Hubbard beschreibt dies als einen Aktionszyklus.

Dieser Aktionszyklus geht von Statik, (Nicht Sein) über die Kreation des Seins (Annahme eines Gesichtspunktes und das Schaffen der Voraussetzungen für ein Spiel), zu Aktion (tun, erfahren) und Beenden (Auswerten) der Aktion (siehe auch „Zwölfte Dynamik“).

Vergleichen wir es mit dem Werdegang des Menschen: Durch Kindheit und Schulzeit werden die Voraussetzungen oder Grundlagen für das künftige Spiel (Beruf, Karriere) geschaffen. Es gibt einen Höhepunkt der Karriere, der bei den meisten Menschen in der Mitte ihres Lebens liegt. Mit dem Rentenalter wird das Spiel verlassen. Sicherlich ist dies von Mensch zu Mensch unterschiedlich. So mancher sucht sich nach seinem Berufsleben ein neues Spiel. Dann tritt er jedoch wieder in den Zyklus „starten, verändern, stoppen“ ein.

Grundsätzlich könnte man sagen: „Lässt die Phase des ständigen Neukreierens nach, begibt man sich in Richtung Spielende oder Richtung Tod.“

Zur Einstufung der momentanen oder chronischen Position eines Spielers zwischen diesen Bereichen, hat Hubbard die sogenannte Tonskala [33] entwickelt.

Auf welchem Ton zwischen „0“ (Effekt) und „40“ (Ursache) befindet man sich? Wie viel „Anstrengung“ bietet man gegenüber der „Gegenanstrengung“ des Lebens auf? Was überwiegt? Es scheint, dass in der rechten Hälfte (siehe Skizze der Tonskala) das Spiel durch den Spieler beeinflusst wird, während in der linken der Spieler mehr und mehr zum Effekt des Spiels wird.

In der Wachstums-, bzw. der Kreationsphase überwiegt die Anstrengung oder, anders ausgedrückt, die Power, die Kraft des Spielers die Gegenanstrengungen des Spiels. Misst er den Gegenanstrengungen mehr Bedeutung zu als seinen eigenen Anstrengungen oder Absichten, beginnt er zu verlieren. Diese, sagen wir mal Abwärtsspirale setzt ein, wenn er damit übereinzustimmen beginnt, dass die scheinbaren Gegenanstrengungen des Lebens stärker sind als er selbst.

Was wäre die optimale Stufe um ein Spiel durchzuführen?

In dieser Tonskala sind die individuellen Einstellungen dem Leben gegenüber, bestehend aus Affinität, Realität und Kommunikation dargestellt. Sie stellt weiterhin dar, wie viel „Raum“ jemand zur Verfügung hat, sowie den Grad an Identifikation mit Materie. Sie zeigt den Übergang von Raum über Energie zu Materie. Diese Skala ist eine höchst interessante Studie [34].

Betrachten wir zunächst die beiden Endpunkte:

Sowohl Statik (40) als auch Tod (0) liegen außerhalb des Spiels. Es ist logisch, denn Statik liegt über 40 und befindet sich aus diesem Grunde nicht im Spiel. Es existiert als Potential. Statik hat in diesem Spiel noch keinen Gesichtspunkt eingenommen.

Ein Mensch ist nach seinem Tode nicht mehr „existent“ – zumindest nicht in der Identität „Mensch“ als die er bei seinen Mitspielern bekannt war. Auch er ist dann nicht im Spiel.

Wie verhält es sich mit „Raum“?

Am oberen Ende (40) ist Raum als Potential vorhanden. Raum scheint unendlich weit zu sein. Am anderen Ende (0) ist Materie angesiedelt, das heißt, viele Partikel in sehr wenig Raum. Unsere Philosophie „Asche zu Asche, Staub zu Staub“ macht es den Wesen der westlichen Welt sehr schwer, sich den Tod als etwas anderes als ein „Eingehen in die Materie“ vorzustellen.

Auf der Stufe „40“ finden wir Differenzierung als die Fähigkeit „Dinge in Raum und Zeit zu lokalisieren“.

Im Bereich „20“ finden wir Assoziation, das heißt „Verbindung“ mit etwas oder anderen zu einem Zweck (Spiel).

Auf „0“ finden wir Identifikation mit etwas, beispielsweise mit einem Körper oder Materie.

Die Annahme nach oben hin „eins mit dem Universum“ zu werden oder in die große „Ursuppe“ einzufließen ist falsch. In Richtung „40“ befindet sich Individualität.

Identifikation mit dem physikalischen Universum lässt uns selbst zu Materie werden. Eine geistig gesunde Person erkennt sich selbst als eigenständiges Individuum. Je mehr sie jedoch diese Tonskala herunterrutscht, desto mehr kommt sie zu einer Identifikation mit dem materiellen Universum.

Hubbard gibt den optimalen Spielbereich zwischen 20 und 22 an. Dies ist der Bereich, in dem ein Thetan, ein Wesen bzw. ein Spieler wirklich operiert. Abwärts wird der Spieler mehr und mehr Effekt zu dem Spiel, und nach oben hin verliert er mehr und mehr das Interesse. Den Menschen oder Homo Sapiens in seiner jetzigen Form siedelt er bei einer Stufe von „4“ abwärts an.

Die darin beinhalteten Emotionen sind:

4.0 =Enthusiasmus (als den Impuls, etwas zu verändern – „lasst es uns in Angriff nehmen“)
3.0 =Konservatismus
2,5 =Langeweile
2.0 =Antagonismus
1,5 =Wut
1,1 =versteckte Feindseligkeit (Sehr ausgeprägt und häufig anzutreffen, nicht nur bei Individuen): Jemand lacht Sie an, erzählt aber hinter Ihrem Rücken Schauermärchen über Sie. Oder, eine Regierung verspricht etwas um gewählt zu werden, verhält sich später aber vollkommen anders.
0,5 =Apathie
0,0 =körperlicher Tod

Wie kommt es nun zu dieser Abwärtsspirale, zur Identifikation mit einem Fleischkörper und einem Bewusstsein von einer Lebensspanne?

Hubbard bezeichnet dieses Universum als ein „Kommunikationsuniversum mit einer Kommunikation, die durch Realität und Affinität modifiziert wird“ [35]. Jede Kommunikation hat einen Sende-, einen Empfangspunkt und eine Entfernung, die zu überbrücken ist. Wir erinnern uns „vor dem Beginn gab es eine Ursache und der alleinige Zweck dieser Ursache war das Schaffen einer Wirkung“.

Es ist einleuchtend, dass die größte Wirkung dort erzeugt wird, wo der Empfangspunkt ein anderes, lebendes Wesen ist, also ein gleichwertiges Gegenüber. Ein Hund, ein Baum, eine Wand oder die Person selbst ist als Kommunikationspartner auf die Dauer sehr unbefriedigend, denn sie bekommt nicht das an Kommunikation zurück, was sich erhoffen würde um ihrerseits Wirkung zu sein. Personen, die lange allein sind führen letztlich Selbstgespräche und ihre geistige Gesundheit erleidet früher oder später einen Schaden.

Welche Wirkungen kann man bei einem Kommunikationspartner erzeugen? Das gesamte Spektrum der Emotionen – Apathie, Wut, Antagonismus, Langeweile, Enthusiasmus etc.

Es gibt hier tatsächlich zwei Extreme: Leben ist Ursache. Materie ist Wirkung. Materie bekommt einen Zweck zugewiesen und verursacht nichts aus sich selbst heraus. Eine Plakatwand kommuniziert nicht selbst. Eine Gewehrkugel schießt sich nicht selbst ab.

Das tatsächliche Leben spielt sich zwischen den Extremen von Ursache und Wirkung ab und manifestiert sich auf einem Wert dazwischen.

Das Schaffen von „Wirkung“

Wie gerät nun ein Wesen von Ursache in Richtung Wirkung?

Bei dem Schaffen eines Effektes oder einer Wirkung spielt Entfernung eine Rolle. Ein Raum muß überbrückt werden, um bei dem Wesen am anderen Ende, eine Wirkung zu verursachen. Wäre das nicht der Fall, wäre Ursache und Wirkung eins – Leute würden mit sich selbst reden.

Nun hat die Entfernung, die überbrückt wird, einen großen Stellenwert. Eine Person, die eine große Entfernung überbrückt und eine Wirkung erzielt, ist offensichtlich zufriedener mit ihrer Leistung als wenn sie für den gleichen Effekt nur einen kleinen Raum überwindet. Im Sport ist das deutlich zu beobachten. Jemand, der vor dem gegnerischen Tor steht und dann ein Tor erzielt freut sich und bekommt auch eine gewisse Anerkennung. Wie viel größer ist jedoch die Freude wenn es aus dreißig Metern geschossen wird, oder wenn es gar ein Spieler fertig bringt, den gegnerischen Torwart mit einem Schuss aus der eigenen Hälfte zu überlisten? Darüber spricht man noch lange.

Ähnliches ist bei Wurfspielen zu sehen. Je geringer die Entfernung zur Scheibe ist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich das Zentrum treffe. Ich kann einen Wurfpfeil nehmen und ihn in das Zentrum der Wurfscheibe piksen. Jemand, der mich beobachtet, würde nicht einmal ein müdes Lächeln dafür übrig haben. Der Grad an Bewunderung von anderen für einen Treffer, steigt mit zunehmender Entfernung.

Das wäre die verursachende Seite. Wie verhält es sich mit der Wirkungsseite? Es ist logisch, dass es für eine Ursache auf der anderen Seite einen Empfangspunkt geben muss. Aus dem Wechselspiel zwischen Ursache und Effekt, durch die wechselseitige Umkehr der Rollen, ergibt sich dann ein Spiel.

Beim Tennis ist das einfach zu beobachten. Der schlagende Spieler ist Ursache, der empfangende Spieler ist Effekt. Nach empfangener Wirkung wird die Effektseite dann zur Ursache. Es entsteht eine wechselseitige, zwei-wegige Kommunikation. Es ist offensichtlich ebenso erwünscht Wirkung wie auch Ursache zu sein, sonst käme kein Spiel zustande.

Ein einzelner Kommunikationszyklus ist somit in seiner einfachsten Form „Ursache – Entfernung – Wirkung“.

Eine empfangende Person sollte nun auch wirklich bereit sein, Wirkung zuzulassen. Man sollte bereit sein, von dem, was man verursacht, auch Wirkung zu sein. Umgekehrt könnte man sagen, man soll nur das verursachen, von dem man auch Wirkung sein kann. „Was Du nicht willst dass man Dir tut das füge auch keinem anderen zu“. Diese Lebensregel scheint sich zu bewahrheiten und zwar nicht als eine Art Ehrenkodex sondern als Naturgesetz. Diese Frage müssen wir uns stellen: „Bin ich bereit das zu erleben, was ich, bezogen auf das Spektrum der Dynamiken, verursache?“ Wir wollen die Sache nicht moralisch abhandeln. Es ist eher eine technische Frage. Was müsste ich bereit sein zu erleben, wenn ich beispielsweise die Wälder in Südamerika abholze, wohlwissend, dass ich die Erde somit ihrer Lunge beraube? Oder, was müsste ich bereit sein zu erleben, wenn ich Menschen kidnappe und umbringe, um ihre Organe zu verkaufen? Wenn ich Tausende Menschen durch eine Gaskammer jage oder dies zulasse?

Das Leben mit alle seinen Dynamiken ist hier der Richter. Kein Gericht der Welt kann eine Person so hart bestrafen wie sie es letztlich selbst tut.

Gehen wir davon aus, dass dieses Universum tatsächlich auf Kommunikation aufgebaut ist und dass sich alle Aktionen letztlich auf Kommunikation reduzieren lassen, stellt sich die Frage, was passiert, wenn jemand nicht bereit ist Wirkung zu sein.

Jemand, der nicht Wirkung sein will, verlässt das System der Kommunikation und beginnt Barrieren aufzubauen, um zu verhindern, dass ihn eine bestimmte Kommunikation trifft. Er beginnt seinen Raum einzuengen und tritt somit in eine immer enger werdende Spirale von „weniger Raum“. Dadurch grenzt er seine eigene Ursächlichkeit ein, denn er operiert selbst ja nur in dem Raum, den er sich selbst steckt. Er konzentriert sich immer mehr darauf, dass eine Wirkung nicht passiert. Kommunikation fließt nicht mehr. Sie wird fester und fester. Er verbringt mehr Zeit damit, seine Barrieren aufrecht zu halten als zu spielen. Die Anstrengung eine Wirkung zu verursachen wird größer und größer. Die Mittel mit denen kommuniziert wird werden immer materieller.

Die Zeiten der bewussten telepathischen Kommunikation sind für die meisten Menschen lange vorbei. Wenn wir freundlich sind benutzen wir Worte, wenn wir unfreundlich sind nehmen wir Kanonen und Bomben. Dadurch, dass unsere Kommunikation immer fester wird, nähern wir uns immer mehr dem Seinszustand des physikalischen Universums.

Was ist aus den „geistigen Wesen“ geworden?

Ein Wesen steckt in einem menschlichen Körper fest. Vielleicht in der Hoffnung, dass ihm dort nichts passiert? Man sieht nur seinen Körper, nicht aber ihn selbst. Der Körper ist eine Kommunikationsbarriere. Eingehende Kommunikation wird durch den Körper gefiltert. Wird sie auch hier zu schwer, flüchtet man in die Bewusstlosigkeit.

Auf der anderen Seite: Was können wir verursachen? Wir leben in den Grenzen, die wir uns selbst gesteckt haben. Unsere Körper scheinen anfälliger für Krankheiten zu werden, Ehen platzen früher und früher, die Menschheit und somit jeder einzelne von uns steht vor dem Problem, jetzt die Effekte zu erfahren, die wir im Umgang mit der Erde verursacht haben.

Wir können es rechtfertigen, indem wir sagen, das haben unsere Regierungen versaut. Wir haben ihnen die Macht gegeben und sie dazu auserkoren, uns die Probleme vom Hals zu schaffen. Wir wälzen die individuelle Verantwortung auf Institutionen ab in der Hoffnung, dass diese Institutionen in unserem Interesse handeln. Tun sie das? Wir haben zwar eine Demokratie, können wir aber etwas damit anfangen? Es hieß „alle Macht dem Volke“. Was ist daraus geworden? Wenn das Volk diese Macht nicht nutzt nimmt sie ein anderer.

Wir befinden uns in einer Situation, in der wir zwischen Schattenregierungen einer sehr geringen Auswahl von Parteien wählen können. Die eigentliche Regierung scheint nicht das zu sein was wir wählen – siehe USA. Wir fragen uns, wie es sein kann, dass wir ‚zig Milliarden Schulden haben. Wem gehört unser Land? Kann eine Regierung, die ein Land regiert welches ihr nicht mehr, gehört überhaupt noch im Sinne des Volkes handeln, oder nur noch im Sinne der Geldgeber? Wem gehören wir dann letztlich? Die vorangegangenen Kapitel zeigen, dass diese Fragen durchaus ernst zu nehmen sind.

Was können wir daraus lernen? Wir müssen uns die Dinge so anschauen wie sie sind, ohne davor zurückzuschrecken. Probleme werden nicht dadurch gelöst, dass man vor ihnen wegläuft. Individuelle Verantwortung ist gefragt.

Je tiefer wir auf der oben genannten Tonskala rutschen, desto mehr kann das physikalische Universum eine Wirkung auf uns haben.

Mit zunehmender Komplexität des Spiels wird es immer schwieriger festzustellen, ob eine Ursache tatsächlich eine Wirkung produziert hat. Wie kann ich feststellen ob ich eine Wirkung verursacht habe? Beim Tennis ist es leicht festzustellen. Ich schlage den Ball, mein Gegenüber kann ihn annehmen oder auch nicht. Je schwieriger es für ihn ist, den Ball anzunehmen, desto größer ist die Wirkung, die ich verursache.

Was passiert aber, wenn ich nicht so leicht feststellen kann ob ich eine Wirkung erzielt habe? Wenn die Distanz zu meinem Kommunikationspartner größer als der Raum ist, den ich momentan überschauen kann? Wenn ich eine Barriere zu überwinden habe?

Irgendeine Wirkung ist besser als keine Wirkung. Ein Spieler möchte eine Wirkung erzielen. Ein Künstler, der sein Publikum begeistert, erfährt die Wirkung durch das Maß des Applauses. Er kann beobachten, dass er einen Effekt auf einer bestimmten qualitativen Stufe kreiert hat – gut oder schlecht. Wenn die Tomaten und faulen Eier fliegen war seine Kommunikation offensichtlich schlecht. Ob gut oder schlecht, er hat eine Wirkung erzeugt. Schlimm wird es für ihn, wenn ihn das Publikum nicht beachtet, wenn seine Kommunikation ignoriert wird.

Was macht er dann? Er erhöht seine Anstrengung und lässt seine Kommunikation massiver werden. Große Sänger wie Caruso hatte es vielleicht nicht einmal nötig Mikrophone zu benutzen, um auch die Zuhörer in der letzten Reihe zu erreichen. Er wusste, dass er einen Effekt kreiert. Er kommunizierte auf einem hohen ästhetischen Niveau. Wie sieht es heute aus? Die Bühnen sind vollgestopft mit elektronischen Hilfsmitteln. In der Anstrengung einen Effekt beim Publikum zu schaffen wird immer mehr Physik eingebunden. Man kann sich durchaus fragen, ob heute die Art der Darbietung, immer mehr die Qualität der eigentlichen Kommunikation ersetzt? Die Masse an Hilfsmitteln zur Kommunikation, Mikrophone, Laser-Shows, Scheinwerfer etc. scheinen in dem Maße mehr zu werden, wie die angestrebte Wirkung beim Publikum nachlässt.

Betrachten wir noch einen Aspekt: Es gibt die sendende und die empfangende Seite. Auf welchem Niveau müsste ein Mensch, Künstler oder Redner kommunizieren, um bei seinem Publikum einen Effekt zu kreieren? Welche Emotion reißt sein Publikum mit? Ein Künstler weiß es. Er kann durch seine Emotionen die des Publikums steuern. Singt er traurige Lieder, wird das Publikum melancholisch, singt er enthusiastische Lieder, gerät es in Begeisterung.

Ein apathischer Mensch, der uns etwas über Ideale erzählt und darüber wie schön die Welt ist, klingt nicht sehr glaubwürdig und löst bei seinem Kommunikationspartner höchstens Mitleid aus.

Auf welchem emotionalen Niveau befindet sich unsere Gesellschaft? Auf welchem Niveau wird zu uns kommuniziert, wenn wir allein die Nachrichten, aus welchen Medien auch immer, betrachten? Krieg, Kriminalität, Morde, Katastrophen, Sex. Könnte man hier von einer Massenbeeinflussung sprechen? Offensichtlich kann mit diesen Nachrichten eine Wirkung erzielt werden. Was ist diese Wirkung? Was empfinden die Menschen dabei? Was ist der Effekt, der erzeugt wird? Impft es Angst ein? Zeigt es nicht, dass das Leben im Grunde genommen sehr gefährlich ist? Hebt es das Emotionsniveau, oder wird es durch eine derartige Kommunikation gesenkt?

Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie nach einem schönen Abend mit Freunden oder nach einem ästhetischen Film mit dem Auto heimfahren, das Radio einschalten, Nachrichten hören…? Was passiert mit dem positiven Gefühl, mit eventuellen Träumen oder Ideen? Sie sind schnell wieder auf dem „Boden der Tatsachen“. Was ist die grundlegende Botschaft – unabhängig von ihrem Inhalt, ob nun wieder ein Asylantenheim angesteckt wurde oder der Krieg in Rest-Jugoslawien neue Greultaten hervorgebracht hat? „Das Leben ist gefährlich – nur eine starke Regierung kann uns schützen!!“

Was passiert mit Ihrer Initiative, mit Ihrem Bezug zur Politik, mit Ihrem Gefühl „an der Welt etwas ändern zu können“? Viele Menschen bauen sich Kommunikationsbarrieren auf. Sie wollen von dem „Mist“ nichts mehr hören. Sie flachen ab auf jegliche Art von Schreckensmeldung. Sie haben keine Vorstellung mehr davon, wie sie in Bezug auf ein besseres Leben außerhalb ihrer vier Wände aktiv werden könnten.

Betrachten wir uns unter diesem Gesichtspunkt ein Phänomen genannt „Bewunderung“. Was wird in unserer Gesellschaft bewundert? Was bekommt die meiste Aufmerksamkeit? Sind es die 80-90% der Bevölkerung, die ihrer Arbeit nachgehen und in relativ guter Nachbarschaft mit ihren Mitmenschen leben? Ist es das Schöne, Positive, Geistige? Ist es der produktive Mensch, der die Gesellschaft am Laufen hält? Betrachten Sie die Medien.

Für wen werden die meisten Gesetze gemacht? Für die Leute, die sich einen ethischen Standard bewahrt haben und sich sowieso, mit oder ohne Gesetz, daran halten?

Wir scheinen in einer Gesellschaft zu leben, die ihr Hauptaugenmerk auf dem Negativen hält. Mit welchem Effekt? Wird das Negative dadurch weniger? Es wäre schön, wenn die Anstrengungen der Regierungen, was die Verbrechensbekämpfung anbelangt darin resultieren würde weniger Verbrechen zu haben? Ist es so? Offensichtlich nicht. Die Methoden werden immer ungewöhnlicher und auf einen immer größer werdenden Teil der Bevölkerung übertragen. Wir lesen von „Lauschangriffen“ auf die Bevölkerung, von „Computernetzen“ zur Überwachung… Die Idee, dass „außergewöhnliche Umstände, außergewöhnliche Maßnahmen erfordern“, sei es zur Bekämpfung links- oder rechtsradikaler Gruppierungen oder zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens, öffnet Tür und Tor zu einer letztlichen Unterdrückung der gesamten Bevölkerung. Und das unter dem Vorwand, eben diesen überwiegenden Teil der Bevölkerung zu schützen.

Wir gestalten unser Leben durch die Vergabe von „Bewunderungspunkten“. Bewunderungspunkte können Geld oder Stimmzettel sein. Mit Geld werden die Medien bezahlt, die uns diese Nachrichtenszenarien auf den Tisch bringen. Wir bezahlen sie für den Horror. Was ist mit den Regierungen? Wir wählen sie. Die Macht geht somit tatsächlich vom Volke aus. Ist es Dummheit, ist es Apathie, ist es Nichtwissen?