Schach der Erde, Kapitel IV

Man kann den Komplex von Scientology hauptsächlich in vier Bereiche gliedern:

  • die Philosophie,
  • deren technische Anwendung,
  • die Organisation bzw. das Management, bekannt als Scientology Kirche
  • und Hubbards eigene Meinung.


Kritik gibt es hauptsächlich in Bezug auf die Organisation, sprich, die Scientology Kirche und ihr Management, wobei die philosophische Seite allgemein recht wenig bekannt ist. Verfolgt man die Medien, so ist das Wort „Scientology“ mittlerweile zu einem Synonym für eine faschistische, kriminelle Organisation geworden. Besonders herausgestrichen wird hierbei der Umgang mit Kritikern und ehemaligen Mitgliedern, die potentielle Gefahr einer gesellschaftlichen Unterwanderung durch Scientologen bis hin zu einer angestrebten Weltherrschaft.

Obwohl viele Kritiker sagen „Organisation und Philosophie sind nicht zu trennen, denn sie basieren ja beide auf den Lehren Hubbards, sollte hier eine feinere Differenzierung vorgenommen werden, will man ein tieferes Verstehen dieses Gebietes erreichen.

Das gegenwärtige Kapitel soll dazu dienen, dem Leser einen Einblick in die Philosophie zu geben. Zieht man den Gesamtumfang von Hubbards Schriften in Betracht, so kann diese Abhandlung nur unvollständig sein. Dieser Inhalt basiert auf langjährigen, intensiven Studien. Er muss sich nicht zwingend mit der Sichtweise der Scientology Kirche selbst decken.

Die Kritiker der Scientology lassen eines außer Acht. Sie beschäftigen sich mit der Struktur einer Kirche ohne die Fuktionstüchtigkeit der Philosophie überhaupt zu berücksichtigen. Philosophie und Wortklauberei passen nicht zusammen. Einzelne Zitate Hubbards zu nehmen und sie für sich und aus dem Zusammenhang heraus zu zitieren dient zwar dem momentanen Zweck, dieser Sache und auch Hubbard selbst einen negativen Touch zu geben, vernachlässigt jedoch deren übergeordnete Idee. Scientology kam mit dem Wunsch zu helfen. Man schlägt teilweise auf alles, was sich unter dem Namen Scientology oder L.  Ron Hubbard bewegt oder damit in Verbindung gebracht werden kann. Die Frage, ob sich in dieser Philosophie nicht vielleicht doch ein Fünkchen Wahrheit befindet, wird größtenteils abgelehnt.

Für die Kenner und Praktizierenden dieser Philosophie ist es jedoch enorm, was Scientology zur eigenen Verbesserung und zum Überleben der Menschheit beitragen könnte, wenn sie richtig ausgeübt wird.

Kritik lässt sich, wie wir alle wissen, recht leicht üben. Man kann dabei immer nur das Schlechte herausstellen, womit jedoch keinem geholfen ist.

Man muss eine feine Grenze ziehen zwischen Scientology als „präzise Wissenschaft“, wie Hubbard sie bezeichnet, und Hubbards eigener Meinung. Es selbst legte sehr viel Wert auf diese Differenzierung. Man findet in seine Büchern, Vorträgen und sonstigen Schriften immer wieder Äußerungen über die Psychiatrie, die Regierung und über seine Kritiker. Und seine Schriften über Administration, Hubbards Policies oder Richtlinien, die sich in der Organisation der Scientology Kirche niederschlagen, enthalten Anweisungen und Äußerungen, über die man sicherlich geteilter Meinung sein kann. Manche seiner Verwaltungsrichtlinien geben auch Anlass zur Empörung. Die Anhänger Hubbards in der Freien Zone betrachten seine Schriften hauptsächlich durch die „philosophische Brille“.

Hier ein gekürztes Zitat Hubbards aus einem Einführungsvortrag, den er 1952 in Philadelphia gehalten hat:

„Nun, ich bitte Sie nicht dieses Gebiet durch meine Augen zu betrachten. Es gibt hier zwei Gebiete über die ich sprechen werde,… eins ist „Scientology, eine präzise Wissenschaft…“ Und dann gibt es Hubbards Meinung über dieses Gebiet. Und Junge, ich habe wilde Meinungen. Sie sollten mich manchmal hören. Aber das ist eine andere Sache. Sie können sehr leicht feststellen, wenn ich in meine Ansicht äußere… Nehmen Sie es zur Unterhaltung, oder werten Sie es aus, oder schmeißen Sie es einfach weg. Es hat nicht wirklich etwas mit Scientology zu tun.“

Die Philosophie

Eine Philosophie, grundsätzlich gesprochen, ist zunächst einmal in dem Maße wertvoll, wie man in der Praxis etwas mit ihr anfangen kann. Eine Philosophie, die man nicht nachvollziehen kann, tendiert dazu Sklaven zu schaffen, zwingt man sie den Menschen auf. Glaube tritt dann an die Stelle des Wissens.

Befasst man sich mit scientologischen Philosophie näher, so kann festgestellt werden, dass sie nicht aus willkürlichen Einzelinformationen oder Dogmen besteht. Ihre einzelnen Bestandteile ergänzen sich, und das wichtigste, sie sind überprüfbar. Man kann damit arbeiten. Man kann sie selbst beobachten und erfahren.

Hubbard erkannte sehr früh, dass die Studenten der Scientology versuchten, aus ihm eine „Autorität“ zu machen, ohne die Aussagen der Philosophie selbst kritisch zu untersuchen. Was Hubbard sagte, musste einfach stimmen. In vielen Vorträgen und Büchern wies er wieder und wieder darauf hin, dass eine Aussage oder Behauptung, ungeachtet dessen, ob sie nun wissenschaftlicher oder philosophischer Natur ist, überprüft werden muss. Der Studierende soll sich mit seinem Fachgebiet auseinandersetzen, es hinterfragen. Er muss die aufgestellten Aussagen beobachten können. Es reicht nicht, dass ein Lehrer oder Professor ihre Existenz erklärt. Jeder Studierende muss für sich selbst herausfinden, ob die getroffene Aussage wahr ist, um sie somit zu seinem eigenen geistigen Eigentum zu machen.

Hubbard versuchte seinen Studenten klarzumachen, dass die Wichtigkeit einer Aussage nicht darin liegt, dass sie von einer Autorität aufgestellt wurde, sondern in ihrem eigenen Wert. Eine Information sei in dem Maße wertvoll, wie sie untersucht und ausgewertet werden kann.

Ein Datum, im Sinne einer Einzelinformation, kann vernunftgemäß nur eingeschätzt werden, wenn man es mit anderen Daten vergleicht. Größe und Wert einer Aussage lassen sich dann durch die Frage bestimmen, wie viele andere Informationen durch diese eine Aussage erklärt werden können. Somit wäre das größtmögliche Datum, oder die höchste Wahrheit diejenige, die alles Wissen des Menschen im materiellen Universum erklären und identifizieren könnte. Die Summe der Erkenntnisse aus Philosophie und Wissenschaft müsste eine solche „oberste Wahrheit“ hervorbringen.

Hubbard redete in diesem Zusammenhang von induktiver und deduktiver Logik als Methoden des Denkens [1].

Die induktive Methode versucht durch ein einzelnes Datum Rückschlüsse auf alle anderen Daten zu ziehen, während in der deduktiven Denkweise durch die Gesamtheit der zu Verfügung stehenden Daten Rückschlüsse auf eine Einzelinformation abgeleitet werden. Beide Arten des Denkens sind Extreme und bringen nur im ausgewogenen Verhältnis, vernünftige Resultate hervor.

Es gibt in diesem Universum scheinbar nicht so etwas wie ein „oberstes Datum“, oder eine „höchste Wahrheit“, welche in der Lage wäre, alle anderen Daten zu erklären? Viele Philosophen haben sich bei der Suche nach dieser „einen“ Wahrheit die Zähne ausgebissen. Viele von ihnen sind in Sackgassen gelandet und mussten diese Bestrebungen mit ihrer geistigen Gesundheit bezahlen.

Die Geschichte zeigt, dass der Mensch dazu tendiert, Informationen bis zu einem bestimmten Punkt auszuwerten um dann, wenn er an die momentane Grenze seines Wissens stößt, den Rest Gott, als das scheinbar „oberste Datum“ zuzuschreiben. Man versuchte, alle Informationen mit Gott zu erklären und schaffte sich somit eine „oberste Wahrheit“. Um diese „Wahrheit“ jedoch in ein Verhältnis zu setzen und zu vergleichen und um eine Vorstellung von Gott haben zu können, musste man den Teufel als eine „vergleichbarer Größe“ heranziehen.

Hätten wir in unserer Wissenschaft und Philosophie etwas wie eine „oberste Wahrheit“, eine Wahrheit, die alles andere erklärt, würde man auch fragen müssen, ob sich – rein theoretisch – durch die Erkenntnis dieser Wahrheit nicht unser gesamtes Universum auflösen würde. Eine absolute Wahrheit würde alle anderen Informationen in sich bergen. Diese Wahrheit würde in unseren Begriffen nicht überleben, weil sie es nicht nötig hätte, zu überleben. Sie brauchte ihre Überlebensfähigkeit nicht zu beweisen, denn es wäre unmöglich nicht zu überleben. Für diese Wahrheit gäbe es kein Umfeld in dem sie ihr Überleben demonstrieren müsste. Mit einer absoluten Wahrheit wäre ein „Spiel“ unmöglich. Sie hätte einerseits keine Konkurrenz, mit der sie in einen Vergleich treten, und andererseits keine Bedrohung, die sie vom Überleben abhalten könnte.

Das Universum, in dem wir leben, scheint durch seine Gegensätze getragen zu werden. Die Liste von Dichotomien wie Plus – Minus, Überleben – Untergang, gut – böse, Gott – Teufel, um nur einige zu nennen, ist endlos. Das Leben an sich spielt sich offenbar irgendwo zwischen diesen Absoluta ab.

Würde sich nur einer diese Gegensätze dauerhaft durchsetzen, wäre es theoretisch das Ende.

Man sagt: „Wahrheit löst alles auf“. Vielleicht ist das der Grund, warum die Wahrheit vermeintlich am wenigsten gewünscht ist? Oder ist sie etwas wie der „heilige Gral“? Ist sie das Machtinstrument? Herrscht derjenige, der diese Wahrheit kontrolliert über dieses Universum? Bei der Verwaltung einer Wahrheit haben die Menschen schon viele Enttäuschungen erlebt. Der Verlockung, bei dem Umgang mit einer solchen Wahrheit nicht in diktatorische Machtgelüste zu geraten, scheinen nicht viele gewachsen zu sein.

Hubbard hat im Laufe der Entwicklung von Dianetik und Scientology versucht eine, diesem Universum übergeordnete Wahrheit herauszukristallisieren. Er bezeichnete diese als ein „Statik“. Dieses Statik habe weder Wellenlänge, Energie, Masse, noch eine Position in Raum und Zeit; sie habe jedoch die Fähigkeit zu kreieren und wahrzunehmen, worauf im Folgenden noch näher eingegangen wird [2]. Dieses „Statik“ ist der Schöpfer von Universen.

Hubbard bezeichnet das Studium von Scientology als ein Studium des Lebens, wobei er Leben als eine Symbiose aus Materie und Geist bezeichnet.

Das mag zwar anmaßend klingen, denn das ist die Domäne von Wissenschaften wie Biologie, Chemie, Physik. Allerdings gibt es hier einen grundlegenden Unterschied. Die materiellen Wissenschaften studieren hauptsächlich Struktur. Sie vergleichen eine Information dieses Universums mit einer anderen Information dieses Universums und befinden sich in einer ähnlichen Situation wie der oft zitierte zweidimensionale Wurm, der irgendwann mit einer Stange kollidiert und somit die Erfahrung mit der dritten Dimension macht. Er kann diese nicht erklären, weil er selbst ja nur in zwei Dimensionen lebt.

Der amerikanische Wissenschaftler Brian O’Leary [3] beschreibt die Situation der Wissenschaften als ein Schubladendenken. Innerhalb dieser Schubladen liegt unser akzeptiertes, gesellschaftliches Denken, unsere gegenwärtige Wissenschaft, unsere offizielle Menschheitsgeschichte. Außerhalb dieser Schubladen liegen jedoch Dinge wie außerirdisches Leben, Prophezeiungen, Mind-over-Matter-Phänomene (Geist über Materie), Telepathie, Reinkarnation, um nur einige zu nennen.

Scientology befasst sich, ungeachtet dieser wissenschaftlichen Schubladen, dagegen zunächst mit der Funktion. Die These, dass erst das völlige Begreifen einer Funktion, die Erklärung der Struktur ermöglicht, scheint sich hier zu bewahrheiten. Sämtliche Strukturen, sei es ein menschlicher Körper oder ein Atom sind Ausprägungen einer Funktion. Nach Hubbard ist Funktion ein Geschöpf des Gedanken, und Struktur ist letztlich eine Manifestation dieses Gedanken – Gedanke – Funktion – Struktur [4].

Wohin treibt das „Leben“, wenn es hauptsächlich damit beschäftigt ist zu „überleben“? Jede Spezies in unserem Universum trachtet danach. Was ist die Motivation des Lebens? Wäre es nicht interessant, auf diese Fragen eine Antwort zu finden?

Das Leben als Spiel?

Scientology befasst sich mit dem Leben in seiner Funktion, nicht mit seinen Formen oder Strukturen. Sie zeigt die Verwicklungen eines Individuums in diesem Spiel, genannt Leben.

In den Verfahren von Scientology geht es darum, die Fähigkeiten in diesem Spiel zu erhöhen, zunächst einmal ein Bewusstsein darüber zu erlangen, dass da ein Spiel läuft, dann das Ausmaß dieses Spiels zu ergründen, die eigenen Verwicklungen und die der Mitspieler und Gegner festzustellen, sowie die Störfaktoren zu erkennen, die uns davon abhalten, dieses Spiel überhaupt zu spielen und letztlich zu gewinnen.

Dazu ist es notwendig, die Bestandteile eines Spiels genauer zu untersuchen.

Bei genauer Betrachtung ist ersichtlich, dass ein Spiel aus Freiheiten, Barrieren und Absichten besteht. Diese Aussage ist wohl für jedes Spiel zutreffend. Bezieht man sie auf ein Fußballspiel, gibt es die Freiheiten der Spieler dieses Spiel zu spielen, oder auch nicht. Wir haben die Freiheit der Zuschauer dieses Spiel zu beobachten. Ebenfalls gibt ein Ziel. Als Barrieren sieht man die Begrenzung des Spielfeldes, die Begrenzung durch Regeln und die Durchsetzung von Strafen, wenn gegen die Regeln verstoßen wird. Das Tor ist eine Barriere, nicht zu groß, nicht zu klein. Manchmal findet man heraus, dass die Barrieren eines Spieles wichtiger sind als die Spieler selbst. Bei einem Fußballspiel kann ein Spieler ersetzt werden. Das Spiel würde jedoch sofort zum Stoppen kommen, würde ein Tor plötzlich umkippen oder der Ball im Publikum verschwinden.

Es gäbe kein Spiel ohne Barrieren.

Der Ball hat das richtige Gewicht und den richtigen Druck.

Die Anzahl der Spieler und deren Aufgabe ist bekannt.

Die Absichten der Gegner ist bekannt. Jede Seite versucht den Preis zu gewinnen. Ein Spiel ohne Preis ist kein Spiel, ob dieser Preis nun ist, „der Bessere“ zu sein, Anerkennung zu erlangen, oder einen Pokal zu gewinnen.

Ein Spiel muss die Intelligenz des Spielers herausfordern. Er will sich verbessern können. Wenn es zu einfach ist, wird es langweilig. Man denkt sich neue Regeln aus und das Spiel wird komplexer. Es werden Unparteiische herangezogen, die über die Einhaltung der Spielregeln wachen und die Verstöße bestrafen. Diese Schiedsrichter werden ebenfalls von den Spielern anerkannt.

Was ist die grundlegende Motivation für ein Spiel? Ist es Geld? Anerkennung? Ist es für Profifußballer der Zwang, Geld verdienen zu müssen? Im Wesentlichen ist es doch wohl die Freude am Spiel, Spaß haben zu wollen, seine Fähigkeiten zu nutzen. Es ist das Verlangen nach Aktion, Herausforderung, das Spiel zu erfahren, was letztlich unter dem Oberbegriff „Vergnügen“ zusammengefasst werden kann.

Es gibt einen Näherungswert um festzustellen, wann ein Spiel Spaß macht und wann nicht. Es muss ausgewogen sein. Es muss für die Spieler eine Möglichkeit geben innerhalb dieses Spiels etwas zu beginnen, zu verändern und zu anzuhalten. Man sollte die Chance haben zu gewinnen.

Die Spieler sind sich darüber im Klaren, dass ein Spiel läuft und vor allen Dingen, dass sie sich in einem Spiel befinden.

Es gibt Rechte, die jeder Spieler haben sollte. Hubbard bezeichnet diese als „das Recht auf die eigene geistige Gesundheit und das Recht ein Spiel zu verlassen“.

Das Leben wird in diesem Zusammenhang kaum als ein Spiel betrachtet. Die Barrieren sind zu mächtig. Freiheiten, Barrieren und Absichten sind nicht einmal bekannt. Es scheint als wäre der Ball eine Eisenkugel. Die Spieler laufen in einer Eisenrüstung über das Spielfeld, ohne es überhaupt überblicken zu können. Es ist nicht einmal bekannt wo sich das Tor befindet. Mitspieler und Gegner sind nicht bekannt. Es ist nicht bekannt – oder es wird vage darüber spekuliert – wer dieses Spiel überhaupt erfunden hat. Was ist der Gewinn?

Vielen ist dieses Spiel eine Last. Sie würden lieber aussteigen, wenn sie könnten. Ganze Religionen haben sich um diesen Aussteigerwunsch herum gebildet. Es scheint, als wäre das Spielfeld zu einem Gefängnis geworden.

Dieses Spiel kann man scheinbar nur durch den Tod verlassen – und je nach Bewusstsein eines Menschen nicht einmal dann, denn die Religionen bieten auch für das Leben nach dem Tode Alternativen – den Himmel, das Paradies, Nirwana, die Hölle, das Fegefeuer, Wiedergeburt und so weiter. Man hat auch hier keine Wahl. Der Gläubige kann nicht einmal entscheiden, ob er überhaupt dort hin will oder nicht. Er kann dieses Spiel nicht verlassen. Es sieht so aus, als wäre der Mensch nur noch eine Spielfigur, die von unbekannten „Mächten“ hin und her geschoben wird. Und noch schlimmer – viele Menschen sehen nicht einmal das. Sie begreifen sich als eine Eintagsfliege. Sie haben ein Leben. Danach sterben sie und sind scheinbar für immer verschwunden.

Ist Krieg ein Spiel? Was ist mit Krebs, AIDS und sonstigen Krankheiten?

Ist es ein Spiel, wenn in einem südlichen, europäischen Land Kinder geraubt werden um sie als Organspender zu verkaufen, wie in den Nachrichten gemeldet? Ist es ein Spiel, wenn Millionen unserer Mitmenschen hungern während wir in Saus und Braus leben? Stehen wir diesem „Spiel“ nicht recht hilflos gegenüber?

Viele von uns haben aufgegeben. Sie wehren sich nicht mehr. Andere jedoch fangen an, gegen alt hergebrachte Wahrheiten zu opponieren.

Das Leben als Spiel zu betrachten ist uns schon seit langem ausgetrieben worden. Es beinhaltet Leid, Verlust, Anstrengung und endet mit dem Tod. Religionen wurden erschaffen, um dem zu begegnen, oder wenigstens eine Hoffnung zu schaffen. Selbst das erfolgreichste Leben endet mit dem Tod. Nicht einmal Milliarden in Gold können einen davor schützen.

Nimmt man die Lebensumstände in den ehemals kommunistisch regierten Ländern. Es wäre unmöglich gewesen, etwas wie „Freiheit“ anzusprechen. Man konnte nicht viel Vergnügen in einem solchen Spiel haben. Es gab kaum etwas zu kaufen. Die Menschen wurden nicht als Bürger, sondern eher als Sklaven akzeptiert. Nehmen wir die Zeit der Inquisition. Hier wurden Menschen vernichtet, die nicht in das Glaubenskonzept der Kirche passten. Ein Spiel?

Es ist wohl hauptsächlich die Einstellung eines erwachsenen Menschen, die den Gedanken des Spiels gar nicht erst aufkommen lässt. Ein normales Spiel ist überschaubar. Man hat das Recht auszusteigen. Barrieren und Absichten sind bekannt. Sie halten sich irgendwie die Waage, sonst würde ein Spiel uninteressant oder überwältigend. Die Lust zu spielen würde verschwinden.

An ein Spiel werden gewisse Erwartungen geknüpft: Es soll Vergnügen beinhalten, es muss etwas zu gewinnen geben, und es soll für den Spieler eine gewisse Anerkennung hervorbringen – die Mitspieler müssen ihn akzeptieren. Welche Art von Vergnügen gab es, was konnte man gewinnen, welche Akzeptanz hatte man in Diktaturen oder während der Inquisition?

Damit es Spaß macht, müssen die Gegner sowohl bekannt als auch annähernd gleichwertig sein, sonst wird der ewige Verlierer anfangen, das Spiel zu hassen, und demjenigen, der dauernd gewinnt wird es langweilig. Ebenso müssen die Barrieren bekannt sein. Wo findet dieses Spiel überhaupt statt, und in welchem Rahmen? Zeit, Ort und Raum müssen bekannt sein.

Wissen wir dies in Bezug auf unser Leben?

Wir wissen schon eine Menge. Gerade die letzten Jahrhunderte haben uns einen enormen Aufschwung gegeben. Aber was wissen wir wirklich? Ein weiser Mann sagte einmal: „Wir ertrinken in Informationen aber wir hungern nach Wissen“.

Die große Frage ist: „Kann man dieses Spiel genannt Leben überhaupt verstehen“? Nun, wir glauben, dass L. Ron Hubbard mit der scientologischen Philosophie einen enormen Beitrag dazu geleistet hat.

Hubbard hat eine mögliche Erklärung für die anscheinende Hierarchie eines Spiels gegeben. Ob er damit recht hat, mag der Leser ergründen [5]:

  • Der Spielmacher (im Sinne von „Erfinder“ des Spiels): Er selbst hat keine Regeln und er spielt nicht nach Regeln, zumindest nicht nach den Regeln, die er selbst für andere festgesetzt hat.
  • Die Spieler: Die Regeln sind ihnen bekannt und sie werden befolgt.
  • Spielerassistenten: Sie gehorchen den Spielern
  • Spielfiguren: Sie gehorchen Regeln wie sie von den Spielern diktiert werden, kennen sie jedoch nicht.
  • zerbrochene Spielfiguren: Sie nehmen nicht am Spiel teil – wissen nicht einmal, dass sie in einem Spiel sind.


Wie macht man eine Spielfigur?

  • Bestreiten Sie, dass es ein Spiel gibt.
  • Verstecken Sie die Regeln vor ihnen.
  • Geben Sie ihnen alle Strafen und keine Gewinne.
  • Beseitigen Sie alle Ziele. Erzwingen Sie ihr Mitspielen. Verhindern Sie Freude daran. Lassen Sie sie wie Spieler aussehen, verhindern Sie jedoch, dass sie tatsächlich so sind (sie sehen wie Gott aus, können aber nicht Gott sein).
  • Damit eine Spielfigur eine Spielfigur bleibt, erlauben Sie ihr nur, sich mit Spielfiguren zu verbünden und verleugnen Sie die Existenz von Spielern.
  • „Sie darf nie herausfinden, dass es Spieler gibt“


Gibt uns das nicht zu denken? Das scheint doch mit den meisten Menschen passiert zu sein. Sind sie nicht Spielfiguren, denen nicht einmal klar ist, dass sie sich in einem Spiel befinden?

Die Bestandteile des Menschen

Versucht man den Menschen in seine funktionellen Bestandteile aufzugliedern, kann man sich auf sichtbare und unsichtbare Bestandteile einigen: Körper, Verstand und – je nach Glaubenszugehörigkeit – Seele, Ego, „Ich“ oder auch „Nichts“.

Hier haben wir zunächst den Körper – das Sichtbare. Es ist all das, was dem Körper eine Struktur gibt und ihn so aussehen lässt wie er ist. Nehmen wir den Vergleich mit dem Computer, würden wir den Körper als „Hardware“ bezeichnen. In der heutigen Zeit gibt es kaum noch jemanden, der sich nichts darunter vorstellen kann.

Ein Computer besteht im wesentlichen aus der sogenannten CPU (Central Processing Unit), der Einheit, die Berechnungen ausführt. Beim Menschen wäre das sein Gehirn. Das Knochengerüst des Menschen wäre mit dem Gehäuse des Computers vergleichbar.

Die Eingabe- und Ausgabeeinheiten, wie Tastatur, Bildschirm und Drucker entsprechen den menschlichen Sinnesorganen. Sie schaffen sozusagen eine „Schnittstelle“ von der Außen- zur Innenwelt.

Desweiteren finden wir als Innenleben eine Vielzahl elektronischer Elemente, die jedoch nur dazu dienen, dass der Computer das tut, was er tun soll, nämlich rechnen.

Der „unsichtbare“ Bereich wird als Software bezeichnet, und untergliedert sich in die sogenannte Betriebssystemsoftware und die Anwendungssoftware.

Das Betriebssystem sagt dem Computer, wie er zu funktionieren hat. Es sagt ihm, dass es eine Tastatur gibt, und was die Tasten zu bedeuten haben. Welche Art von Bildschirm hat er zur Verfügung (Farbe oder Schwarzweiß)? Welche Art von Drucker steht zur Verfügung, etc.

Das Betriebssystem ist für den Anwender meist uninteressant. Er will, dass der Computer läuft, und dass er damit arbeiten kann. Er will nicht wissen, wie beispielsweise ein „a“ auf der Tastatur intern verarbeitet wird, damit auch ein „a“ auf dem Bildschirm erscheint.

Die Anwendungssoftware hingegen beinhaltet das eigentliche Arbeitsprogramm, welches dem Computer sagt, wie er das, was der Anwender eingibt, seien es Texte, graphische Darstellungen oder Kalkulationen, verarbeiten soll.

Das „Betriebssystem“ des Menschen lässt seinen Körper funktionieren. Er kann Informationen aus seiner Umgebung aufnehmen und wieder ausgeben. Herz, Lungen, Organe, alles ergänzt sich in seiner Funktion. Jede Zelle, jedes Organ weiß, was zu tun ist.

Wo dieses Betriebssystem beim menschlichen Körper gespeichert ist, weiß man wohl noch nicht so genau. Von der Funktion her muss es jedoch zwei wesentliche und unterschiedliche Informationen enthalten. Die eine Information besagt, dass es ein „menschlicher“ Körper werden soll, die andere sagt ihm wie er auszusehen hat [6].

Ein weiterer Teil des unsichtbaren Bereiches ist der Verstand. Beim Computer sind es die Speichermedien (Festplatte, Disketten, Magnetbänder etc.). Diese Medien sind zwar physisch sichtbar, nicht jedoch die gespeicherten Informationen. Im Gegensatz zu den Speichermedien des Computers ist das Wissen über die Speichermedien des Menschen noch sehr vage.

Es ist bekannt, dass ein Computer nichts tut, ohne von einer externen Quelle, dem sogenannten „Anwender“, Anweisungen zu erhalten, sei es in Form eines Programmes, oder in Form eines einfachen Tastendrucks.

Der Verstand des Menschen speichert all die notwendigen Informationen ab. Täglich kommen neue hinzu. Täglich werden neue Berechnungen angestellt. Es sind all die Informationen, die der Mensch zur Lösung von Problemen und Aufgaben, die ihm durch das Leben gestellt werden, braucht.

Wo ist nun dieser Verstand lokalisiert? Ein Computer behält seine Daten nur solange, wie er mit Strom versorgt wird, es sei denn, diese Informationen sind auf externen Speichermedien wie Disketten, Magnetbändern etc. abgespeichert. Wenn der Computer ausgeschaltet wird, ist ebenfalls das Betriebssystem verschwunden und muss neu geladen werden, wenn man ihn wieder in Betrieb nimmt.

Der Mensch lässt sich nicht ein- und ausschalten, aber er stirbt irgendwann. Was passiert mit den Informationen in seinem Verstand und all den Informationen, die der Körper im Laufe eines Lebens gesammelt hat? Sind sie gelöscht? Wenn ja, wo kommen dann neue und bessere Körper her?

Es gibt so etwas wie „Entwicklung“, „Evolution“ und auch „Mutation“. Lebensformen, die Millionen von Jahren im Wasser lebten, immer wieder ans Land gespült und verendet sind, haben aus der Erfahrung gelernt und sich zu Lebensformen entwickelt, die sich ihrer Umgebung anpassen und in ihr lebensfähig sind. Wer sagt einer Zelle wie sie sich zu entwickeln hat? Wie weiß der Eisbär, dass er sich einen dicken weißen Pelz zuzulegen hat, um nicht zu erfrieren? Er weiß es nicht als einzelne Körperform, als individueller Eisbär, der jetzt in der Gegenwart lebt. Er weiß es jedoch als Gattung Eisbär, weil nämlich die Erfahrung der Kälte in ihm steckt.

Nun geht man von der Theorie der Vererbung aus. Eine Generation vererbt ihre Erfahrungen der nächsten. Diese Theorie hat jedoch einen Haken. Zum Zeitpunkt der Zeugung steht die Information des Todes noch nicht zur Verfügung. Hiermit ist nicht unbedingt der Tod durch Altersschwäche gemeint, sondern der Tod durch Umwelteinflüsse – Hitze, Kälte, Strahlung etc. Sicherlich hat der Mensch bei der Zeugung seiner Nachkommen schon weitere Informationen zur Verfügung. Bedenkt man jedoch, dass die meisten Menschen bei Familiengründung zwischen 20 und 30 Jahre alt sind, ist ersichtlich, dass der Körper in dieser Zeit noch nicht die Erfahrungen gesammelt hat, die ihm am Ende seines Lebens zur Verfügung stünden.

Man hat festgestellt, dass beispielsweise Insekten resistent gegen bestimmte Chemikalien werden. Wie können sie das, wenn nicht durch die Erfahrung des Todes oder durch einen Informationsaustausch in einer „Sphäre“, die eine Gattung miteinander verbindet? Es ist zweifelhaft, dass eine Fliege, wenn sie vergiftet wurde, noch schnell ein paar Eier legt, um die Informationen „durch Vererbung“ nachfolgenden Generationen zur Verfügung zu stellen.

Offensichtlich wird bei der Empfängnis eine Version des „Betriebssystems“ eingespielt, die über den Tod hinausgeht und sowohl Informationen für die jeweilige Gattung bereithält wie auch diese Gattung über ein Feld verbindet, sonst würden wahrscheinlich Millionen von Jahren nicht reichen, um ein halbwegs umweltresistentes Lebewesen hervorzubringen, geschweige denn solch komplexe Körperformen, wie wir sie kennen.

Man kann es vielleicht mit technischen Innovationen vergleichen. Warum gibt es heute Autos, die sich von den ersten so enorm unterscheiden? Bei jeder Baureihe stellen die Techniker fest, dass sich noch etwas verbessern lässt.

Es wird eine verbesserte Knautschzone eingerichtet, das Anti-Blockiersystem wird entwickelt – alles im Hinblick darauf, das Vehikel, in Bezug auf seine Umwelt und Insassen, überlebensfreundlicher zu machen. Je ausgereifter das Auto, desto besser sind die Überlebenschancen seiner Insassen, womit wir beim eigentlichen Thema wären: Insassen beim Auto, Anwender beim Computer – doch wem bietet der menschliche Körper eine Behausung? Was ist der gemeinsame Nenner?

All diese Teile haben einen Zweck – sie wollen benutzt werden.

Wer jedoch nutzt den menschlichen Körper?

Zumindest in der Sprache identifiziert sich der Mensch nicht vollkommen mit seinem Körper. Er spricht von „seiner Hand“, „seinem Verstand“. Er betrachtet körperliche Dinge nicht wirklich als zu ihm gehörend wohl aber seine Gefühle, Träume, Gedanken, Ziele.

Dieses „Etwas“ wurde mit vielen Namen belegt: „Seele, Geist, Ich, es, Lebenskraft“.

Was macht ein Individuum so individuell? Selbst eineiige Zwillinge sind individuell, sind eigenständige Wesen, die sich körperlich nur minimal, geistig jedoch erheblich voneinander unterscheiden können. Wäre der Mensch tatsächlich nur eine chemische Reiz-Reaktionsmaschine, würde diese Individualität wohl kaum zum Ausdruck kommen. Er wäre ein Serienprodukt, ohne wesentlichen Unterschied zu anderen Massenartikeln. Wenn es dieses „Etwas“ nicht gäbe, das, was man meint wenn man „Ich“ sagt, wäre der Mensch durchaus vergleichbar mit einem Tier. Diese eine Komponente unterscheidet ihn jedoch und es ist genau das, was Hubbard versucht hat als eigenständige Einheit zu ergründen und anzusprechen.

Diese „Bewusstseinseinheit“ (engl. awareness of awareness unit – die Einheit, die sich ihres Bewusstseins bewusst ist), ihr Vermögen „zu kreieren“ und die Auswirkungen dieser Kreationen, ist Gegenstand der Scientology. Hubbard belegte diese Bewusstseinseinheit mit dem griechischen Symbol (Theta), was für „Denken“, Leben“ oder „Geist“ steht. Theta ist definiert als:

„… diejenige Energie, die dem Leben eigentümlich ist, die auf das Material im physikalischen Universum einwirkt, es belebt, es mobilisiert und es verändert…“[7]

Dianetik, im Unterschied zu Scientology, adressiert den Verstand, besser gesagt den Teil des Verstandes, der den Menschen davon abhält korrekte Berechnungen im Hinblick auf sein Überleben anzustellen. Hubbard nennt ihn den reaktiven Verstand. Dianetik bereinigt sozusagen das Betriebssystem von falschen Informationen. Heute würde man Dianetik vielleicht mit einem Programm vergleichen, welches Computerviren aufspürt und neutralisiert. Dianetik beseitigt im übertragenen Sinne „Gedankenviren“. Es sind so etwas wie Schaltkreise, beispielsweise eine bestimmte Musik, die einem stundenlang durch den Kopf geht, was noch relativ harmlos ist. Schlimm wird es, wenn dieser Mechanismus einen Menschen zwingt bestimmte Dinge zu tun, zu unterlassen oder in einer bestimmten Weise zu denken.

Um bei dem Vergleich zu bleiben: Scientology würde sich mit dem Anwender befassen und Dianetik mit den Speichermedien.

Es ist durchaus der Verdienst Hubbards, eine vernünftige und verständliche Differenzierung der verschiedenen Bestandteile des Menschen aufgestellt zu haben. Es gibt selbst heutzutage kaum einen wissenschaftlichen Bereich, der eine solche Differenzierung vornimmt. Der Mensch wird als ein kompaktes Wesen betrachtet, bei dem Hardware, die verschiedenen Arten der Software und der eigentliche Anwender in einen Topf geworfen wird.

Die Medizin befasst sich mit der Hardware, also mit dem Körper. Sie lässt die anderen Bestandteile bis auf wenige Ausnahmen außer Acht, ausgenommen der Zweige, die den Menschen gesamtheitlich betrachten.

Psychologie und Religion beschäftigen sich mit der Software und mit dem Anwender, wobei die Grenzen dort recht fließend sind.

Eine Unterscheidung wird bestenfalls zwischen Körper und Seele vorgenommen, wobei der Begriff Seele recht schwammig und kaum definiert ist. Auch bei der Seele spricht man von einem externen „Etwas“. Viele sagen „ich habe eine Seele“, ich persönlich kenne jedoch keinen der sagt „ich bin eine Seele“.

Es nimmt solch verrückte Ausmaße an, dass ständig versucht wird, den Körper zu reparieren, obwohl andere Faktoren „reparaturbedürftig“ wären.

Wenn Sie zu schnell mit dem Auto fahren, bekommen Sie eine Geldbuße auferlegt und werden unter Umständen zum Verkehrsunterricht vorgeladen. Das ist leicht, denn man kann Mensch und Auto als zwei separate Einheiten erkennen.

Wir stehen hier dem grundlegenden Problem gegenüber, dass der unsichtbare Bereich (Software und Anwender) für die materielle Wissenschaft relativ uninteressant ist, weil er mit herkömmlichen Methoden nicht messbare oder quantitativ nachweisbar ist. Gebiete, die sich dennoch mit diesem Thema auseinandersetzen, werden leicht als pseudowissenschaftlich oder esoterisch abgestempelt. Dennoch sollte sich jemand mit diesem Gebiet befassen und eben das hat Hubbard getan.

Was macht den Homo Sapiens in unserem Sinne zum Menschen? Anders gefragt: Was unterscheidet ihn von niederen Lebensformen? Ist es nicht die Zielsetzung? Die Ziele niederer Lebensformen sind im wesentlichen Nahrung und Fortpflanzung. Reduziert man die Triebfeder der Evolution auf den kleinstmöglichen Baustein, so sieht man, dass der Drang zu überleben der grundlegendste Impuls einer jeden Lebensform ist, wobei die Körperform des Menschen sicherlich dazugehört.

Dieser Überlebensdrang stattete sie mit Sinnesorganen aus, um dem Tod immer ein klein wenig mehr auszuweichen. Augen, Geruchssinn und Ohren dienen, je nach Gattung einer verbesserten Wachsamkeit gegenüber Gefahren.

Beim Menschen ist es etwas anders. Zumindest in der heutigen Zeit nutzt er seine Sinne zum großen Teil dazu, Vergnügen zu empfinden, sei es durch Musik, optische oder geschmackliche Reize. Der Mensch verfolgt Ziele, die über seine körperlichen Bedürfnisse weit hinausgehen. Er ist voller Träume und trachtet nach den Sternen.

Was ist mit den Menschen, die körperlichen Gefahren trotzen, um ihren Zielen treu zu bleiben? Oder, was mit den Märtyrern des frühen Christentums? Waren sie nicht geleiten von dem Glauben an ein Leben nach dem Tode? Ordneten diese Menschen ihre körperlichen Bedürfnisse nicht ihren geistigen unter?

Wir scheinen hier tatsächlich unterschiedliche Zielsetzungen zu haben:

Die Zielsetzung des physikalischen Universums, bestehend aus Materie, Raum, Energie und Zeit,

die Zielsetzung von „Leben“, als eine Symbiose aus dem, was in der Scientology-Terminologie als „Theta“ bezeichnet wird und Teilen des physikalischen Universums.

„Theta“ selbst, als diejenige Einheit, die unabhängig vom physikalischen Universum auf das physikalische Universum einwirkt, es belebt, mobilisiert und verändert.

Basierend auf Forschungen und auf der Erfahrung mit Dianetik schuf Hubbard eine Reihe von Axiomen und Faktoren, in denen die Grundlagen von Scientology niedergelegt sind. Diese definieren und beschreiben ein Statik, und den Werdegang dieses Statik in dem Spiel, genannt Leben.

Die Definition eines Statik

Die Definition eines „Statik“ ist Voraussetzung, um eine Ausgangsbasis für jegliche Aktion und Kreation in einem Spiel zu haben. Wir fangen tatsächlich bei der „absoluten Null“ an. Was wäre eine passende Definition dafür? Hubbard klassifiziert Statik als reines Potential, als ein vollkommenes Gleichgewicht der Kräfte [8]

Ein Statik ist ein tatsächliches „Etwas“ ohne Masse, ohne Wellenlänge, ohne Position im Raum oder Bezug zur Zeit, aber mit der Fähigkeit, Masse oder Energie zu erschaffen oder zu zerstören, eine Position im Raum einzunehmen oder Raum zu schaffen und Zeit erneut in Zusammenhang zu bringen. Das Scientology-Axiom Nr. 1 besagt, dass „Leben“ im Grunde ein Statik ist. Es besitzt die Fähigkeit zu postulieren und wahrzunehmen [9].

Als „Postulat“ bezeichnet Hubbard eine „selbsterschaffene Wahrheit“.

Statik ist der Ausgangspunkt für das, was wir „Leben“ nennen.

Wie finden wir jedoch in diesem Universum ein Statik, wo doch alles in Bewegung ist? Die Erde dreht sich um die Sonne, die Sonne bewegt sich innerhalb der Galaxis – die Galaxis bewegt sich im Raum zwischen anderen Galaxien.

Um diese Frage zu beantworten, muss man tiefer in die Materie einsteigen. Hubbard siedelt dieses Statik oberhalb und außerhalb eines jeden Universums an [10]. Ein Universum bezeichnet er als eine übereingestimmte Realität. Er geht sogar so weit zu sagen, dass Theta Universen schafft.

Zwischen den Begriffen Statik und Theta gibt es nur einen erkennbaren Unterschied:

Statik ist statisch, weil es sich nicht in einem Spiel befindet – es existiert als Potential. Um in einem Spiel mitzumachen oder ein Spiel zu kreieren, muss dieses Statik eine Identität, ein Stück Quantität annehmen und wird dann als Theta bezeichnet. Man kann also sagen, dass es ein Statik in diesem Universum nicht gibt, weil es hier nichts gibt, ohne eine Position in Raum oder Zeit zu beziehen.

Es ist nicht so kompliziert, wie es auf den ersten Blick scheint. Zu gewissen Ereignissen auf der Erde oder auch in unserer direkten Umgebung sind wir in gewisser Weise statisch. „Wir haben da keine Karten drin“, wie es so schön heißt.

Nehmen wir – etwas weit hergeholt – den Schachverein eines Bautrupps im südamerikanischen Urwald. Wer der diesjährige Vereinsmeister ist, wie viel Mitglieder sie haben oder wie die Lebensumstände der Arbeiter sind, wissen wir nicht; und selbst wenn es diesen Verein geben würde, nähmen wir keine Notiz davon. Wir hätten diesbezüglich zwar die Möglichkeit, davon zu erfahren oder sogar irgendetwas beizutragen, vorausgesetzt, es interessiert uns.

Wir haben so lange nichts damit zu tun, bis wir uns entschließen, etwas damit zu tun haben zu wollen.

Ich muss mich als Mitspieler anbieten, sonst nimmt keiner Notiz von mir.

Ein weiteres Beispiel (im übertragenen Sinne):

Jemand sitzt in seinem Wohnzimmer und macht sich Gedanken darüber, wie er seine Zukunft gestalten will. Nehmen wir an, diese Person ist in Pension gegangen. Vielleicht könnte er eine eigene Firma gründen, oder er könnte als Entwicklungshelfer nach Afrika gehen. Es gibt Tausende von Möglichkeiten. Er könnte auch einfach weiterhin dasitzen und nichts tun.

Dieser Mann, nennen wir ihn Herrn Statik, will einen Verein gegen die schleichende Langeweile gründen. Das ist sein Ziel.

Wie geht er dabei vor?

Faktor 1:

„Vor dem Beginn gab es eine Ursache und die ganze Absicht dieser Ursache war das Schaffen einer Wirkung“ [11].

Es gibt kein weiteres „Warum“ dahinter. Die Ursache möchte einen Effekt erleben.

Herr Statik plant.

Er möchte einen Effekt kreieren. Er möchte Aktion haben, er will gefordert werden.

Momentan hat er nur die Idee. Was muss er als nächstes tun?

Faktor 2:

„Zu Anfang und für immer steht die Entscheidung und die Entscheidung ist zu SEIN“.

Genau das tut Herr Statik. Er entschließt sich, um seine Idee in die Tat umsetzen zu können, zu SEIN. Er schränkt es nicht weiter ein. Er sagt nicht: „Heute bin ich und morgen höre ich wieder auf zu sein“. Seine Entscheidung ist zunächst mal für die Ewigkeit.

Faktor 3:

„Die erste Handlung des Seins ist es einen Gesichtspunkt einzunehmen“.

Herr Statik nimmt einen Gesichtspunkt ein. Er sagt. „Hier bin ich – von hier aus schaue ich auf meine Kreation in der Zukunft“.

Hr. Statik hört auf, in Bezug auf sein neues Spiel, „Statik“ zu sein. Er wird nun zum „Vereinsinitiator“. Er nimmt eine Identität an. H. Statik „postuliert“; er erschafft sich die Wahrheit seiner Zukunft.

„Statik“ hört auf, nur als Potential da zu sein und nimmt eine Form an.

Statik bekommt Qualität und Quantität in dem Maße, wie es sich für die neue Idee einsetzt. Auf die Frage, in welchem Maße sich das Statik dazu entscheidet, sich selbst in diese neue Idee einzubringen, soll hier nicht weiter eingegangen werden. Er könnte sagen: „Ich werde zwei Stunden in der Woche für diese Idee investieren“. Er könnte auch sagen: „Von nun an werde ich mich voll dafür einsetzen“.

Wie geht es nun weiter mit Herrn Vereinsinitiator, alias Statik?

Faktor 4:

„Die zweite Handlung des Seins ist es, vom Gesichtspunkt Blickpunkte auszusenden, welche Dimensionspunkte sind“.

Hr. Vereinsinitiator überlegt sich die Dimensionen seines Vereins. Der Verein soll in München ansässig sein. Er überlegt sich, dass es wahrscheinlich nicht sehr sinnvoll ist, wenn Mitglieder aus dem Raum Hamburg für den Verein gewonnen werden. Der Verein soll sich auf den Münchner Raum beschränken.

Herr Vereinsinitiator steckt die Grenzen ab – er schafft sich sein neues Spielfeld.

Faktor 5:

„So ist Raum geschaffen, denn die Definition von Raum ist: „Gesichtspunkt der Dimension“. Und der Zweck eines Dimensionspunktes ist der Raum und ein Gesichtspunkt.“

Faktor 6:

„Die Aktion eines Gesichtspunktes ist: ausstrecken und zurückziehen.

Faktor 7:

Und von dem Gesichtspunkt bestehen zu den Dimensionspunkten Beziehungen und Austausch. So entstehen neue Dimensionspunkte. So kommt es zu Kommunikation.

Er könnte jetzt hergehen und eine Annonce in die Zeitung setzen: „Suche sechs Personen, die Interesse daran haben mit mir einen Verein gegen Langeweile zu gründen“.

Was passiert?

Der Vereinsinitiator wird durch seine Annonce für potentielle Interessenten sichtbar. Durch diese Annonce sagt er: „Hier bin ich… Ich habe folgende Idee anzubieten… Wer spielt mit?“

Es melden sich einige Personen und sie gründen einen Verein, nachdem sie sich über Zweck und Aufgabenbereich einig geworden sind. Sie entwerfen Vereinsstatuten und ihre eigenen Regeln. Herr Vereinsinitiator wird als Vereinspräsident gewählt. Desweiteren gibt es einen Schatzmeister und weitere Vorstandsmitglieder.

Sie besorgen sich Räumlichkeiten, Inventar, Spiele etc. Sie schreiben einen Brief an die Presse, der Verein wird in Zeitungen erwähnt etc. Dadurch werden sie bekannt und es kommen immer mehr Mitglieder dazu.

Raum – in dem Sinne – wird durch Kommunikation geschaffen.

Es ist schwer den Begriff „Raum“ in diesem Beispiel darzustellen, da Raum offensichtlich existiert, ob der Präsident und seine neuen Mitglieder das nun wollen oder nicht. Der Begriff „Raum“ muss aber eng in Zusammenhang mit dieser Vereinsgründung gesehen werden und er bezieht sich ausschließlich darauf.

Welcher Raum ist denn hier geschaffen worden? Herr Statik hatte noch keinen Raum, als er in seinem Wohnzimmer die reine Idee von einer zukünftigen Aktion hatte. Raum entstand in dem Moment, als Hr. Vereinsinitiator sich zu diesem Spiel entschied. Er definierte sein Arbeitszimmer. Er sagte „OK, von hier aus operiere ich“. Er nahm Kontakt mit der Presse auf, indem er seine Annonce platzierte und „Mitspieler“ fand.

Er schuf zunächst „Raum“ für sich und seine Idee.

Dann erweiterte er diesen Raum über die Zeitung zu ihren Lesern.

Einige Leser fühlten sich angesprochen und mit ihnen zusammen wurde dann „Raum“ für den Verein geschaffen.

Jeder, der sich angesprochen fühlte, schuf den Raum, den er brauchte, um Kontakt aufzunehmen. Der „Raum“ zwischen den beteiligten Spielern existiert jetzt also als eine KO-Produktion von Herrn Vereinsinitiator und seinen Mitstreitern. Jeder von ihnen hat sich durch die Vereinsidee angesprochen gefühlt. Jeder von ihnen musste dann einen Gesichtspunkt annehmen und seinen Raum zu Herrn Vereinsinitiator ausdehnen. Sie mussten sich dadurch „in Existenz“ bringen, indem sie zunächst einmal Kontakt aufnahmen, und anschließend den Verein gründeten.

Bei Kindern ist dies recht einfach zu beobachten. Sie brauchen nicht einmal die physischen Bestandteile eines Spiels. Sie haben genügend Phantasie, sich alle Komponenten vorzustellen.

Hans will „Indianer“ spielen. Er ist jetzt Häuptling „Schwarze Feder“. Sein Kinderzimmer ist das Wigwam. Zur Jagd geht er nach draußen. Pfeil und Bogen sind griffbereit. Er reitet auf seinem Pferd Donnerpfeil durch den Hof und schießt einen Büffel. Andere Kinder sehen ihn und wollen mitspielen. Seine Squaw bereitet ihnen den Büffel zu. Und so weiter.

Was passiert? Für die Kinder wird das zur Realität, was sie sich vorstellen und mit dem sie übereinstimmen.