Die Freie Zone in den Medien

TAZ Nr. 5001

15.08.1996

Scientology gegen Scientologie

Die Sekte will Aussteigern die Internet-Adresse verbieten

Autor: Tilman Baumgärtel

Auszug:

Die Church of Scientology sucht wieder Streit im Internet: Diesmal hat sie sich die Organisation Freezone vorgenommen, eine kleine Gruppe ehemaliger Scientologen, die die Sekte Anfang der achtziger Jahre verlassen haben. Bereits im Juli hatten die Anwälte von Scientology ein Fax an den amerikanischen Internet-Service-Provider „Lightlink“ (www.lightlink.com) geschickt, auf dessen Server die Homepage von Freezone liegt (www.freezone.org). Sie drohten Homer Wilson Smith, dem Betreiber von Lightlink, mit rechtlichen Konsequenzen, weil Freezone gegen das Urheberrecht verstoße. Denn die Gruppe beziehet sich unter anderem auf ein Buch des deutschen Philosophen Anastasius Nordenholz, der über zehn Jahre vor dem Scientology-Gründer Ron L. Hubbard den Begriff „Scientologie“ eingeführt hat: in der 1934 erschienenen epistemologischen Abhandlung „Scientologie: Wissenschaft von der Beschaffenheit und der Tauglichkeit des Wissens“. „Freezone“ widmet Nordenholz eine eigene Homepage, von der aus einige Kapitel des Buches heruntergeladen werden können. Wegen der „www .scientologie.org“ haben sich die Anwälte von Scientology an „InterNIC“ gewandt, die amerikanische Organisation, bei der man Internet-Domain-Namen anmelden muss. Sie behaupten, die Church of Scientology besitze ein Copyright auf den Begriff „Scientology“ in allen Schreibweisen, und verlangen, dass Lightlink die „Scientologie“- Seite vom Server nimmt.

Ob Internet-Domain-Namen rechtlich geschützt sind, ist unklar. Bernd Lübeck, der deutsche Sysop der Freezone-Gruppe, der die Seiten aus München auf den amerikanischen Server lädt, meint: „Wir haben nie direkt etwas von Scientology bekommen. Offenbar wollen sie vermeiden, in den deutschen Rechtsraum zu kommen, und halten sich deswegen an unseren Provider.“ Die Copyright-Verstöße hält Lübeck für einen juristischen Vorwand: „Auf unserer Seite gibt es auch Berichte von früheren Mitgliedern, die ausgestiegen sind.“ Auch habe Scientology bereits in der Vergangenheit mit allen möglichen Tricks versucht, die Verbreitung des Nordenholz- Buches zu verhindern.

Ohnehin befindet sich die Church of Scientology im Dauerkrieg gegen kritische Internet-User. Vorwürfe wegen Verletzung des Copyrights gehören zum Standardrepertoire der Sektenanwälte. Doch Lightlink-Betreiber Homer Wilson Smith hat sich bislang geweigert, die Scientologie-Seite von seinem Server zu nehmen: „Aber wenn mir meine Anwälte dazu raten, werde ich es tun“, schreibt er in einer E-Mail an die taz. Bernd Lübeck hält die rechtlichen Vorwürfe allerdings für unhaltbar: „Wir sehen dem ganz gelassen entgegen.“

Focus Nr. 35 | 24. August 1998

SCIENTOLOGY

Auditing im Angebot

Autor: A. KINTZINGER/T. RÖLL

Auszug: Aussteiger machen dem Psychokult mit Kursen zu Dumpingpreisen zunehmend Konkurrenz

… Ob es sich um einen „Freundeskreis“ handelt, wie bei der Gruppe um Tavarez, oder ob sie sich in einem eingetragenen Verein namens „Freie Zone“ mit Sitz in Bayern organisieren – eine ständig wachsende Gruppe von Aussteigern wird für die selbsternannte Scientology-Kirche zu einer ernsthaften Bedrohung. Den Ehemaligen ist eines gemeinsam: Sie lehnen den Kult als „totalitär“ ab, halten aber an Hubbard fest, weil sie „in seiner Philosophie und in den Techniken Wertvolles“ sehen. So erklärt es die Schweizer Ex-Scientologin Silvia S., die in Walchwil am Zugersee ein „Beratungscenter“ führt -Treffpunkt für zahlreiche Hubbard-Anhänger aus Südwestdeutschland.

Die Aussteiger vermitteln die Hubbard-Lehren vergleichsweise zu Dumpingpreisen: Anhänger der Freien Zone bieten eine Auditing-Sitzung – eine Mischung aus Gesprächstherapie und Verhör am Messgerät E-Meter – für 100 Mark. Scientology berechnet dafür nahezu 600 Mark pro Stunde. Bis zu einer halben Million Mark muss dort investieren, wer die höchsten Grade der umstrittenen Psychogruppe erreichen will. Die Scientology-Beauftragte des Hamburger Senats, Ursula Caberta, sieht in den günstigen Konkurrezangeboten „das kleinere Übel“, das den Absprung aus dem Sektenkonzern erleichtern könne. Diese Meinung vertritt auch der Sektenbeauftragte der evangelischen Kirche in Berlin Brandenburg, Thomas Gandow. Als „Durchgangsstation“ auf dem Weg zurück in ein normales Leben sei die Freie Zone „okay“. Aber Gandow warnt: „Wer glaubt, er bekomme dort den positiven Hubbard, der irrt. Als Therapie sind seine Lehren ein Irrweg.“

Die Abtrünnigen warten aber nicht nur auf Aussteiger, sondern behaupten, sie wollten den Psychokult auch aktiv schwächen. In einer Briefaktion wandten sich Anfang der 90er Jahre Silvia S. und Ruedi M, an ihnen bekannte Scientologen in Deutschland und der Schweiz und versuchten, sie auf ihre Seite zu ziehen.

Doch nicht nur um Anhänger konkurrieren Sekte und Aussteiger. Freie-Zone-Organisator Bernd L., der seinen vollen Namen aus Furcht vor Nachstellungen der Scientology-Organisation nicht veröffentlicht sehen möchte, hat noch einen Pfeil gegen Scientology im Köcher: Mitglieder der Freien Zone haben die Rechte an einem 1934 erschienenen Buch erworben, das von dem Deutsch-Argentinier Anastasius Nordenholz geschrieben wurde und den Titel “Scientologie“ trägt. Damit besitzen Leute aus der Freien Zone auch das Copyright für die deutsche Schreibweise des Sektennamens. „Durchaus denkbar“, fabuliert Tavarez, der über seine Erfahrungen im Hubbard-Kult ein Buch veröffentlicht hat („Versklavte Seelen“), „dass die Freie Zone sich bald als Kirche der reformierten Scientologie“ bezeichnen darf.

VEREIN FÜR AUSSTEIGER

Die „Freie Zone“ wurde von Bill Robertson gegründet, einem hochrangigen Scientologen, der 1982 den Kult verließ. Anhänger der Freien Zone halten an den Lehren Hubbards fest, lehnen aber Scientology als Organisation ab. Die Mitglieder kommunizieren hauptsächlich übers Internet

Internetworld

10.7.2000

Scientology: Streit um .org-Domain verloren 

Münchner Verein siegt gegen Organisation 

pressetext.austria

10.7.2000

Scientology verliert Domain-Streit

Münchner Verein darf auch weiterhin www.scientologie.org verwenden

A-Online: Businessweb

11.7.2000

Scientology verliert Domain-Prozess 

Kritischer Verein behält die Adresse www.scientologie.org