1986 - 1994

1986 19.1.

Die CofS veröffentlicht eine „Flag Order 3879“ von LRH, in dem LRH den Rang eines „Admirals“ einnimmt, den Rang des „Commodore“ bis auf weiteres außer Kraft setzt und einen neuen Rang, den eines „Loyalen Offiziers“ einführt. Die ersten beiden „Loyalen Offiziere“ werden „Pat Broeker“ und „Annie Broeker“.

Aus dem Rest dieser „Flag Order“ lässt sich bereits entnehmen, dass LRH beabsichtigt, seinen irdischen Körper zu verlassen. („Ich werde den Weg auskundschaften und die ersten Hafenerkundungs-Missionen machen“, wobei sich „Hafen“ auf die Fortsetzung der „Sea-Org“ auf anderen Planeten bezieht). („International Scientology – News for all Scientologists from International Management“, Issue 8)


1986 22.1.

LOS ANGELES TIMES (LT) – Die Bezirksrichterin Mariana R. Pfaelzer weist die Klage der Scientology Kirche gegen Mitglieder einer Splittergruppe nicht zurück, nur weil der Kirchengründer L. Ron Hubbard nicht vor Gericht erscheint. Sie verwarf damit einen Ratschlag des U.S. Magistrats Volney V. Brown, diesen Fall abzuweisen, weil Hubbard im letzten Monat versagte zu einer Anhörung zu erscheinen.

Mitglieder einer Splittergruppe werden beschuldigt, gestohlene Kirchendokumente für ihren eigenen finanziellen Gewinn zu benutzen. Richterin Pfaelzer hielt, bei der Anhörung in dem Fall der Scientology Kirche gegen den ehemaligen Scientologen Robin Scott, der angeklagt ist vertrauliche Kirchendokumente von einer Scientologygruppe in Dänemark gestohlen zu haben, Hubbards Aussage in einem Fall, in dem es um gestohlene Dokumente ging, für irrelevant.

Die Kirche behauptet, dass die gestohlenen Dokumente an einen weiteren früheren Scientologen, David Mayo, weitergegeben wurden. Mayo ist nun Präsident der Kirche der Neuen Zivilisation, auch bekannt als Advanced Ability Center, in Santa Barbara.

Earle C. Cooley, ein Bostoner Anwalt drängte Pfaelzer die Klage nicht wegen Hubbards Abwesenheit abzuweisen. Hubbard hätte mit dem gegenwärtigen Kirchenmanagement nichts zu tun und könne von ihnen auch nicht erreicht werden.


1986, 23.1.

Das Testament Hubbards wurde am 23.1.1986 geschrieben bzw. unterzeichnet.

„Es war mir klar – kurz vor Hubbards Tod – dass bestimmte IRS- Anklageschriften an Hubbard weitergereicht werden sollten. Miscavige sagte wie verlautet dass ‚der einzige Weg, wie das jetzt noch aufzuhalten werden kann ist, wenn der alte Mann (Hubbard) stirbt'“. (Eidesstattliche Erklärung von Vicki Aznaran, 4.4.1994 im Gerichtsfall Steven Fishmann und Uwe Geertz)


1986 24.1. bis 27.1.

Die CofS verkündet am 27.1.1986, dass L. Ron Hubbard am 24.1.1986 seinen Körper verlassen habe.

Offizielle Todesursache ist ein „Schlaganfall“ um 20.00 Uhr. LRH soll, Angaben seines Arztes zufolge, während der letzten Tage an „Gehirnblutungen“ gelitten haben.

Ort des Geschehens ist nach Angaben der CofS das (500.000 Franken teure) Mobilhome (das auf seiner Ranch mit dem Namen „Wispering Winds geparkt war. (16, Nr.3/86, 20.3.86)

Die CofS stellt den Tod LRHs als „selbstbewusste“, „völlig ursächliche“ Entscheidung von LRH dar. LRH habe alles abgeschlossen, was er begonnen habe. LRH sei nun dabei die höheren OT-Stufen zu erforschen, wobei der Körper jedoch „seinen Zwecken nicht mehr dienlich sei“, sondern ihn eher „behindere“.

„Die teilnehmenden Scientologen reagierten daraufhin mit einem enthusiastischem Beifallssturm.“ (David Miscavige in „International Scientology – News for all Scientologists from International Management“, Issue 8)

Nach Earl Cooley, Anwalt der CofS, soll LRH gesagt haben: „… dass die Kirche in guten Händen ist. Ihr habt all die Werkzeuge, all die Mittel, diesen Planeten einzunehmen und die Menschheit zu retten. Unterstützt eure Führung und sammelt euch hinter ihr. Zusammen werdet ihr den völligen Sieg erringen und die höchsten Ziele der Scientology erreichen.“ („International Scientology – News for all Scientologists from International Management“, Issue 8)

Anmerkung: LRH hat den Ausdruck, „die Menschheit zu retten“ immer bewusst vermieden (Ref.: Class VIII- Materialien, Tape 14. LRH sagt hier, dass dies ein „Knopf“ auf der 4. Dynamik ist, weil sie sich nicht „retten“ lassen wollen. „Befreien“ sei deshalb der bessere Ausdruck, und, wenn man die Schriften von LRH durchsieht, wird man dies auch immer so vorfinden.)

Nach den Quellen der unabhängigen Scientologen sieht das ganze allerdings etwas anders aus:

„Es ist wenig bekannt, was zwischen seinem Tod und dem Moment 12 Stunden später geschah, als Kirchenvertreter den Beerdigungsunternehmer kontaktierten, den Leichnam abzuholen. Robert Whaley, ein pensionierter Manager aus der Werbebranche erinnert sich an „außergewöhnlichen Verkehr“ in jener Freitagnacht.”

Am folgenden Morgen rief der Scientology-Anwalt Earl Cooley die Kapelle von San Louis Obispo, rund 35 Kilometer südwestlich der Ranch an. „Er fragte mich, ob wir auch Kremationen machten“, erinnerte sich Irene Reis, Inhaberin der Kapelle. Sie sagte, dass besondere Arrangements im Krematorium gemacht wurden, das normalerweise am Wochenende geschlossen sei. Gene Reis, ihr Mann, holte den Leichnam von L. Ron Hubbard auf der 64 Hektar großen Ranch ab.

Cooley begleitete den Leichnam zur Kapelle und blieb ständig in seiner Nähe, auch als die anderen Vertreter der CofS Mittagessen gingen. „Herr Cooley bestand darauf, den Leichnam keinesfalls zu verlassen“, sagt June Rodrigues, die am Empfang der Kapelle beschäftigt ist.

Die Kirchenvertreter sagten, sie wollten „alles privat haben, ohne Mitteilung an die Presse“, sagte Reis. Nachdem die Angestellten der Kapelle vernahmen, wer Hubbard war, riefen sie den Gebietssheriff. June Rodrigues erklärte, die Leute von der Kapelle seien betroffen darüber gewesen, dass die Vertreter der CofS den Antrag auf „sofortige Kremation“ stellten.

Als der stellvertretende Sheriff des Gebiets San Louis Obispo, Don Hines bei der Kapelle eintraf, stoppte er die Kremation, bis ein unabhängiger Pathologe den Leichnam untersuchen konnte und Bluttests gemacht werden konnten.

Cooley wies Hines ein von Hubbard gezeichnetes Schriftstück vor, in dem religiöse Gründe für die Ablehnung einer Autopsie geltend gemacht wurden. Hines wurde im weiteren mindestens ein Testament gegeben. Gemäß Rodrigues hätten es auch zwei sein können, eines davon älteren Datums. „Cooley erklärte, dass seine Frau im neueren Testament mehr zugesprochen erhielt als im älteren“, sagte Rodrigues. Hubbards Testament vermachte Dutzende von Millionen von Dollars der Kirche, seiner Frau und vier seiner fünf Kinder. Der Sohn Ron DeWolfe wurde enterbt, nachdem er der Kirche vor einigen Jahren den Rücken kehrte. Rodrigues sagte, dass Sheriff Hines und Angestellte der Kapelle die Gültigkeit des Testaments diskutierten. Gemäß Reis wurde auch noch der Bezirksanwalt konsultiert: „Sie wollten sicherstellen, dass dies kein Betrug war“, sagte Rodrigues. „Das Ganze war so anders, keine Autopsie oder irgendetwas.“ Während Hines die Dokumente prüfte, untersuchte der Pathologe Karl Kirschner den Leichnam nach Narben, fand keine und begleitete dann Hubbards persönlichen Arzt Eugene Denk zu einem Labor, um das Blut zu untersuchen. Während Kirschner es ablehnte, über die Resultate zu sprechen, erklärten Beamte des Leichenbeschauers, es seien genügende Mengen von Anti- Schlaganfall-Medikamenten gefunden worden. Nachdem Hines die Untersuchungsresultate sah, gab er den Leichnam ungefähr um halb vier zur Kremation frei. Hubbard erlitt bereits 1978 einen Schlaganfall, war aber scheinbar in den Monaten vor seinem Tod in gutem Zustand. „Er schaute aus, wie eine aktive Person“, sagte Reis. „Seine Muskeln waren gut entwickelt.“ (Soweit der Bericht von Ronnie Smith).“ (16, Nr.3/86, 20.3.86)

Es wird ferner davon berichtet, was in einem Artikel der San Jose Mercury News erwähnt wurde: Vom Leichnam LRHs seien Fingerabdrücke abgenommen worden und mit denjenigen verglichen worden, die sich in LRHs Akte beim FBI und beim Justiz-Department befinden. Der Leichenbeschauer des Distrikts, George S. Whitney, habe sie für identisch erklärt.

„Wegen der sonderbaren Umstände um L. Ron Hubbards Tod, so schreibt diese Zeitung, seien aber viele Leute der Ansicht, dass nicht Hubbards Leichnam kremiert worden sei. Möglich ist immerhin, dass die bei den Behörden aufbewahrten Fingerabdrücke gar nicht die echten von L. Ron Hubbard waren.“

„Der Leichnam des am 25.1.1986 Kremierten wurde nur von Leuten als derjenige L. Ron Hubbard identifiziert, die entweder im Sold der Kirche standen oder LRH gar nie kannten.“ (16, Nr.3/86, 20.3.86)

Aus der Quelle geht zudem hervor, dass der Tod von LRH am 24.1.1986 ein eminent günstiges Datum war. Denn LRH war zu diesem Zeitpunkt in einer Vielzahl von Prozessen verwickelt. „Einer der Wichtigsten betraf den Rechtsstreit zwischen der CofS und David Mayo, in der er selbst hätte auftreten müssen, um die Frage der Urheberschaft der NOTs-Materialien und die Copyrights zu entscheiden.“ (16, Nr.3/86, 20.3.86)


1986, 30.1.

(hier sind zur Vervollständigung jetzt einige Textstellen in English weitergeführt)

Los Angeles: HUBBARD’S SON PLANNING TO SEEK INQUEST, CONTEST WILL. A Boston attorney representing the estranged son of Scientology founder L. Ron Hubbard said Wednesday that he will request a coroner’s inquest into the death of the reclusive multimillionaire and plans to contest the will Hubbard signed the day before he died.

Michael Flynn, who represents Hubbard’s eldest son, Ronald DeWolf, said he sent a letter Wednesday to the San Luis Obispo County coroner demanding an inquest into Hubbard’s death from a stroke last Friday at age 74.


1986, 30.1.

Los Angeles Times, ap, FINGERPRINTS MATCH; ‚CASE IS CLOSED‘ CORONER CONFIRMS IDENTITY OF BODY AS * SCIENTOLOGY*‘ S HUBBARD


1986 18.02.

Testamentary – Testamentsvollstreckerzeugnis, Ernennung von Norman F. Starkey zum Testamentsvollstrecker von LRH.


1986 4.4.

Bei einem Treffen des OTC Schweiz wird u.a. erstmals die Frage aufgeworfen, sich von dem Namen „Scientology“ zu distanzieren. Der Vorschlag wurde durch das AAC Palo Alto, Serge Garbode angeregt. (16, Nr.4/86, 11.3.86)


1984, Ende April

Das Advanced Ability Center Santa Barbara (David Mayo) stellt seine Lieferung ein. David Mayo und seine Frau ziehen um nach Palo Alto, wo sie sich in einer „Research Foundation“ der Forschung widmen wollen. Nach eigenen Angaben will David Mayo die Tech „eher reinigen, als erhalten“. (16, Nr.5/86, 8.5.86)


1986 Mai

Der Tech-Materialien-Service (TMS) der Freien Zone von Markus Rüedi wird angeklagt, illegal kopiertes Material zu liefern.

Der TMS ist eine Sammelstelle, in der Original-Materialien zusammengekauft wurden, um sie zu vernünftigen Preisen, an die Mitglieder der Freien Zone weiter zu verkaufen. Aus der Quelle geht hervor, dass die CofS wiederholt Test-Käufe getätigt hat, dabei aber bis auf einen Ausnahmefall nur Originalmaterialien erhalten hatte. (16, Nr.6/86, 26.5.86)


1986 Juni

In einem Interview des Comm-line mit David Mayo und Per Schiotz (vom Advanced Ability Center Dänemark) präzisiert David Mayo seine zukünftige Arbeit in der Research Foundation.

Per Schiotz erwähnt seine Erfolge mit „Super Seven“ (später Excalibur):

„Ich habe mich eigentlich nie als Organisator von Tech betrachtet und hielt mich streng an die roten Bücher. Seit letztem Herbst hörten wir jedoch immer wieder von Leuten, die berichteten, Captain Bill würde etwas anderes tun. Als dann ein PC aus Frankfurt in Kopenhagen war, benützte ich die Gelegenheit, um mit ihm nach Frankfurt zu Captain Bill zu fahren und herauszufinden, was da lief. Egal, was er mir sagen würde – ich ging mit der festen Absicht, ihm zu zeigen, dass alles, was er tat, bereits von der bestehenden Tech abgedeckt werde. Und mit dieser Absicht ging ich auch in Sitzung. Meine Ansicht änderte sich aber, als ich wieder herauskam, weil diese Prozesse mit meinem Fall etwas in Ordnung brachten, was ich nie handhaben konnte. Ich glaube nicht, dass Bill irgendetwas Neues erfand, er stellte einfach gewisse Dinge neu zusammen, die man vorher nicht beachtete. In meiner Arbeit als C/S sah ich, dass diese Technologie bei einigen PCs wirklich etwas bringen könnte und bot es ihnen an. Einige nahmen es, andere nicht. Als C/S sah ich auch bei einigen Leuten auf AA 7 zu wenig Veränderung, ohne dass ich allerdings ein Endphänomen hätte feststellen können oder sonst wusste, was da nicht stimmte. In diesen neuen Prozessen sah ich aber etwas, was diesen Leuten helfen konnte. Und wir kommen weiter.“ (16, Nr.7/86, 26.6.86 und Newsletter des OT- Komitees Schweiz, Sept. 1986)


1986 Juli

Im comm-line wird ein langer Brief von Dr. med. Frank A. Garbode, Präsident, AAC Palo Alto, an die unabhängigen Scientologen veröffentlicht.

Garbode ist maßgeblich an der Gründung und Mitarbeit der Research Foundation von David Mayo beteiligt und ist Arzt und Psychiater.

Einige Kernsätze dieses Briefes verdeutlichen den Weg, den David Mayo in Zukunft beschreiten wird:

„Es ist jetzt wichtig, dass David seine einzigartige Fähigkeit und Ausbildung dazu verwendet, die Technologie und Philosophie weiter zu erforschen, zu verfeinern und zu erweitern, die bis jetzt als „Scientology“ bekannt war. Es ist klar, dass wir nicht länger in Verbindung mit dem beschämenden und unterdrückerischen Fachgebiet stehen dürfen, zu dem Scientology durch die Praxis der CofS geworden ist. Wir werden einen neuen, frischen Beginn machen, indem wir ein neues Fachgebiet schaffen mit eigenen Materialien und einem eigenen Namen.“

„Es gibt verschiedenen Aufgaben, die dazu gehören, das Fachgebiet … aus seinen Wurzeln zu destillieren. Dazu gehören:

      1. Neue technische Materialien schreiben, die klar, prägnant, leicht verständlich und akzeptierbar sind…
      2. Verbreitung der neuen Materialien…
      3. Forschung: Es ist offensichtlich, dass die gesamte existierende Scientology- Tech die Zustände nicht zuverlässig herbeiführt, die sich die Leute erhoffen, als sie in Scientology kamen. Scientology wurde für mehr verkauft als es war, indem Seinszustände und Fähigkeiten versprochen wurden, die nie zuverlässig mit der bestehenden Tech erreicht wurden. Aber wenn man einen akkuraten Überblick davon geben sollte, was Scientology wirklich tun kann, dann würde sie immer noch als erstaunlich wirkungsvolles Fachgebiet angesehen. Scientology war in der Handhabung chronischer Aufregungen, Schuld, Probleme, fixer Ideen am effizientesten, bei der allgemeinen Beruhigung des Verstandes, bei der Behebung unerwünschter psychologischer und psychosomatischer Zustände und indem es eine Person befähigte, sich als unsterbliches Wesen zu entdecken. In dieser Beziehung war sie weit besser, als irgendeine Disziplin, der ich je begegnete: Sie liefert eine stabile Grundlage für höhere geistige Fähigkeiten und Zustände. Aber sie tut sehr wenig, auf der Seite des „positiven Gewinns“ eine Person zu befähigen, diese Zustände und Fähigkeiten stabil und vorhersehbar zu erreichen. Alles, was bis jetzt in Scientology getan wurde, kann in gewisser Hinsicht als „Lebens-Reparatur“ angesehen werden. Themen mit Bezug auf die BEDEUTUNG DER Liebe und des Mitgefühls für seinen Mitmenschen, Themen mit Bezug auf Gott oder die 8. Dynamik fehlten auffallend in Scientology. In diesen Gebieten ist weitere Erforschung und die Schaffung einer weiteren Gradkarte nötig.
      4. Wissenschaftliche Anerkennung…“


„Das AAC Palo Alto wird wie bisher weiterbestehen und liefern, allerdings unter der neuen, sehr kompetenten Direktorin Mary Ribiero. Das noch namenlose Institut wird eine separate Aktivität sein. Sein Mitarbeiterstab wird zu Beginn aus David und Julie Mayo, Gerald French und mir bestehen und so organisiert sein, dass die Aufgaben der technischen Forschung sich nicht wieder mit administrativen Hüten mischen…“

„Wir stellen uns nicht vor, selber Auditing zu liefern.“ (16, Nr.9/86, 15.8.86)


1986 Juli od. Aug.

Ein Obergericht in Los Angeles verurteilt die CofS dazu, dem früheren GO- und Sea-Org Staff Larry Wollersheim 30 Mio. Dollars Schadenersatz zu bezahlen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass die CofS Larry Wallersheim wegen seiner Kritik an der Preispolitik und anderen Richtlinien an den Rand der Geisteskrankheit trieb und ihn finanziell ruinierte. U.a. wurde Larry Wollersheim endlosen Ethics- und Qual-Handhabungen unterzogen, zum Abbruch der Beziehungen mit seiner Familie gezwungen und dergleichen mehr. Die Kunden seines Geschäfts brachte die CofS dazu, ihre Rechnungen nicht zu bezahlen und die Mitarbeiter, größtenteils Scientologen, ließ man fristlos kündigen. Er erhielt 5 Mio. Dollar Schadenersatz und 25 Mio. Dollar Schadenersatz mit Strafcharakter zugesprochen. (16, Nr.9/86, 15.8.86)


1986 Aug.

Kalifornisches Gericht: „OT-Stufen sind kein Geschäftsgeheimnis“.

Das Lieferungsverbot der OT-Stufen im unabhängigen Feld ist damit aufgehoben. Die Urteilsbegründung umfasst 39 Seiten.

„Besonders wichtig war die Frage, ob und inwiefern die OT-Materialien Geschäftsgeheimnisse der Church darstellen, die vom Gericht mit einem deutlichen Nein beantwortet wurde. „Heilige Schriften fallen nicht unter die Definition eines Geschäftsgeheimnisses“ schrieben die Richter, die eine solche Konstruktion als lächerlich bezeichneten.

„Zu weiteren Verhandlungen wird es aber noch kommen. Die Hauptverhandlung gegen David Mayo hat nämlich noch nicht stattgefunden und ein Termin ist noch nicht festgelegt.“ (Das Urteil betrifft die „Einstweilige Verfügung“ vom November 1985) (16, Nr.9, 15.8.86 und 10/86, 3.9.86)


1986 Sept.

Der öffentliche Brief von Frank Garbode (siehe August 1986) bleibt bei den Lesern des comm-line nicht ohne Wirkung. In der übernächsten Ausgabe fordern eine Reihe von Lesern die Zurück-Besinnung auf die „Standard-Tech“ nach LRH. (16, Nr.11/86, 24.9.86)


1986 18.10. – 19.10.

Die 2. Europäische Convention der Unabhängigen wurde hoch in den Schweizer Alpen durchgeführt. 144 Delegierte nahmen an der Convention teil. Vertretene Länder waren Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, Italien, Österreich, Schottland, Schweiz, Südafrika und die USA. Unter den Delegierten waren David Mayo und Sarge Garbode vom Institut für Forschung in Metapsychologie (so der neue Name der Unabhängigen Scientologen um David Mayo).

Auf dieser Convention erklärt David Mayo, die Resultate, die Scientology immer versprochen habe, seien unrealistisch und nicht zu erreichen.

Einige (freie, vom Verfasser des Artikels im comm-line neu formulierte) Zitate: „Meiner Ansicht nach wurden die auf den verschiedenen Stufen erreichbaren Gewinne sehr übertrieben, zum großen Teil, um den Verkauf zu unterstützen. Wenn den Leuten ehrlich gesagt worden wäre, was sie realistischer weise von der jeweiligen Stufe erwarten können, wären sie mit dem Resultat zufrieden gewesen.“ … „Die Folge der Unehrlichkeit mit Leuten ist nicht nur ihre Enttäuschung darüber, übervorteilt worden zu sein, sondern liegt auch darin, dass sie sich und ihre Gewinne abwerten.“ …“Es wurde auch sehr viel über OT- Fähigkeiten geschwatzt. Die Folge davon ist, dass die Leute sich selbst und ihre Gewinne abwerten, weil sie diese Fähigkeiten nie erreichten.“ … „Wir sind uns potentieller OT-Fähigkeiten bewusst und wir haben gelegentlich OT- Erfahrungen gemacht. Aber diese Phänomene sind nicht stabil, noch können wir sie willentlich tun. Was ich erfahren habe, ist ein Zustand des Vertrauens, dass diese Dinge möglicherweise nach einer bestimmten Zeit erreicht werden können. Aber es war mir nicht wichtig, wie lange es brauchte, sie zu erreichen.“

David Mayo erklärte ferner, dass er sich gegenwärtig nicht in der Lage sieht, AA 8 herauszubringen. Er begründet dies mit den Schwierigkeiten, die LRH damit hatte, als er ihn darauf C/Ste.

David Mayo macht ferner klar, wo in Zukunft sein Haupt- Augenmerk liegen wird: „In Tat und Wahrheit liegt mein größtes Interesse in den unteren Stufen.“

Der neue Name („Metapsychologie“) und die Aussagen und Zielsetzungen sind auf der Convention heftig umstritten. Die Gefahr einer Zersplitterung innerhalb der Unabhängigen ist allen Teilnehmern bewusst. Man nimmt zu diesem Zeitpunkt an, dass die Philosophie „elastisch genug sein müsste, unterschiedlichen Ansichten Raum zu bieten“. (16, Nr.12/86, 24.11.86)


1986 Herbst – Winter

David Mayo: „Die vorgegebene Route durch OT III wertet die Fähigkeit des Pre-OT’s ab, seine eigenen Entdeckungen der Wahrheit zu machen.“

David Mayo regt an, der Pre-OT solle auf den höheren Stufen keine vorgegebene Route (er spricht hier konkret von OT III, der „Feuerwand“) mehr erhalten.

(aus „Notes from the Institute“, ein Informationsblatt des IRM (Research in Metapsychology), die Ausgabe trägt kein Datum, nach meinen Erinnerungen dürfte es sich aber etwa um Herbst/Winter 1986 gehandelt haben)


1986 4.12.

Die italienische Polizei schließt in einer groß angelegten Aktion sämtliche Einrichtungen der CofS in Italien. Betroffen sind rund 20 Orgs, Missions und Narconons in Mailand, Rom, Neapel, Genua und weiteren Städten. Den Entscheid zu dieser Unternehmung fällte die Magistratur von Mailand, die die Church eine Reihe von Delikten verdächtigt, darunter Betrug, Ausnützung geistig Geschädigter und missbräuchliche Ausübung von Medizinal-Berufen. (16, Nr.13/86, 15.12.86)


1986 31.12.

Das comm-line stellt seine Zeitschrift ein. Grund: Der Herausgeber kann sich mit Scientology nicht mehr identifizieren. („Freiheit bedeutet auch Freiheit von Scientology“) (16, Nr.14/86, 31.12.86)


1987 31.05.

Autorisation Ermächtigung von Norman F. Starkey (als Testamentsvollstrecker von LRH) an New Era Pubs – Vollmacht zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen in der BRD.


1987 10.11.

(vermutlich) Vertrag

zwischen Nachlassverwalter von LRH und New Era Pubs

„exclusive“ = ausschließliches Nutzungsrecht

an sämtlichen Schrift- und Tonwerken von LRH bezüglich Scientology (Vertrag wird lediglich in einem Schreiben eines Rechtsanwaltes erwähnt/Text liegt nicht vor).


1988, 10.4.

AZ: Polizei erfuhr von Mordauftrag – 4 Millionen Mark auf den Kopf von Gauweiler – Ermittlungen in der Sekten-Szene. Die Mordankündigung kam per Postkarte. Staatssekretär Gauweiler und Polizeipräsident Roland Koller stehen auf der Todesliste von noch unbekannten Attentätern. CofS dahinter vermutet.


1989, 4.11./5

BamS: Scientology-Sekte: Erst die Seele, dann das Geld

Knallhart stoßen Scientologen ins Immobiliengeschäft vor. Ganze Mietergemeinschaften kämpfen gegen ihren Rausschmiss, haben sogar Kanzler Kohl um Hilfe angerufen. Die CofS soll hinter Hauskäufen stecken (über 30 große Mietshäuser im Wert von etwa 20 Millionen).


1990 3./4.11.

In Berlin findet eine „Source Conference“ von Pam und Ray Kemp statt. Pam und Ray Kemp arbeiten seit einiger Zeit mit Per Schiotz in Dänemark zusammen und sind sehr alte Scientologen (haben in den 50er Jahren mit LRH zusammengearbeitet). Auf dieser Convention erläutern sie ihren Auditing-Stil. Sie sind der Auffassung, dass die Brücke an sich mit dem Zustand „Clear“ beendet ist. Nach LRH gäbe es für einen Clear nichts mehr zu auditieren. Auch habe LRH nie „starre Richtlinien“ gewollt. Jeder sollte daraus machen, was er will und braucht.

Ray Kemp erklärt, dass das von der CofS benutzte Copyright am OCA-Test (besser bekannt als der „Persönlichkeitstest“) bei ihm liegt und dass die CofS den Test verändert habe.

Die Kemps haben bereits ein neues Buch auf den Markt gebracht („You live – as you think“) und bereiten weitere Bücher, sowie Übersetzungen vor. (Gesprächen mit Teilnehmern an dieser Convention und deren Aufzeichnungen.)


1990 Dez.

Die CofS gibt ein weiteres Beispiel, wie sie die Standard-Tech abwandelt:

Die CofS-Zeitung „The Auditor“ veröffentlicht auf der Titelseite „The Road to Clear“ von LRH, mit dem Copyright-Vermerk von 1965. Tatsächlich gibt es ein HCOB vom 2.4.1965, das diesen Titel trägt. Auffallend ist aber, dass dieses HCOB nur zu etwa dem ersten Drittel mit dem veröffentlichten Artikel in „The Auditor“ übereinstimmt. Der überwiegende Rest ist verändert und endet mit der deutlichen Aufforderung an den Leser, sich an die nächste Org zu wenden, um Clear zu werden. Das gültige HCOB enthält einen solchen Hinweis nicht. (aus „The Auditor“, 1990)


1991 Anfang

Die CofS (genauer New Era Publications) verklagt diverse Klein-Gruppen der Freien Zone wegen Copyright- und Trademark- Verstößen.

Um an die notwendigen Informationen und Beweise zu gelangen, werden gezielt Spione der CofS eingesetzt und in die Gruppen der Freien Zone infiltriert. Die Verfahren dauern zur Zeit noch an. (Original/Kopie der Klageschriften)


1991, 22.3.

Wirtschaftswoche: Aufs Pflaster knallen – SEKTEN: Wie sich ein Glaubens- Konzern in die Wirtschaft einschleicht – Scientology-Sekte verspricht Führungskräften mehr Leistungskraft und Glück.


1991, 1.4.

Der Spiegel: „Lieber tot als unfähig“

Spiegel-Report über die Geschäfte der Scientology-Sekte. Über Tarnorganisationen versucht die finanzstarke Scientology-Kirche in der deutschen Wirtschaft Fuß zu fassen.

Die Bürgerschaftsabgeordnete aus Hamburg, Ursula Caberta (SPD) stellte Strafantrag wegen „Bildung einer kriminellen Vereinigung“. Die baden- württembergische Landesregierung will jetzt ein Gutachten über mögliche juristische Schritte gegen die Sekte in Auftrag geben. Der Bonner Abgeordnete Eckart Kuhlwein (SPD) und Michael von Schmude (CDU) betreiben die Einsetzung eines Parlamentarischen Untersuchungsausschusses im Bundestag.

Es gibt laut ABI rund 60 Basis- und Untergruppen sowie Absplitterungen. Verwaltungs-Anordnung ED 1040 INT des Hubbard-Büros indes beschrieb detailliert den „Plan für die Ausweitung von Scientology auf das Geschäftsleben“, Ziel: die „völlige Kontrolle“.

Vier Schritte der Anordnung:

    • Suche Dir ein Geschäft aus, welches bereits sehr gut arbeitet.
    • Wende Dich an den höchsten Direktor und verbreite Scientology
    • Lokalisiere SP’s (Suppressive Person: jemand, der Scientology stört) in der Organisation und wirf sie hinaus.
    • Auditiere die leitenden Angestellten und zeige ihnen, um was es sich handelt, das wird dann den Zyklus in Gang setzen… die leitenden Angestellten werden die Jungmanager und das andere Personal dazu drängen, Auditing zu nehmen.


1991, 5.4.

Die Zeit: Thetanen in geheimer Mission – Egmont R. Koch, Irene Meichsne

„Sie sind Unternehmensberater und Mangement-Trainer. Sie bringen die brutale Heilslehre des L. Ron Hubbard. Und sie kassieren ab. Die Anhänger der Scientology Church haben die „Clear-Deutschland-Kampagne“ ausgerufen. Ihre Zielgruppe sind die Köpfe der Wirtschaft.“


1991, 8.5.

Das Beste – Scientology – ein gefährlicher Kult – Behar, Richard

Er gibt sich den Anstrich einer Religion, doch in Wahrheit ist er ein florierendes Schwindelunternehmen. Der 24-jährige Noah Lottick aus Kingston in Pennsylvania war allem Anschein nach ein normaler junger Mann, der seinen Platz im Leben suchte – bis er die Scientology entdeckte. In knapp einem Jahr zahlte er gut 5000 Dollar an die Sekte. Sein Verhalten wurde sonderbar. Zu seinen Eltern sagte er einmal, dass seine Scientology-Mentoren wahrhaftig Gedanken lesen könnten. Eines Tages platzte er in die Wohnung seiner Eltern und verlangte von ihnen zu wissen, „warum sie falsche Gerüchte“ über ihn verbreiteten – eine Wahnvorstellung, die seinen Vater schließlich veranlasste, einen Psychiater einzuschalten. Es war zu spät. Wenige Tage darauf sprang der junge Slawist aus einem Fenster im zehnten Stock eines New Yorker Hotels. In den letzten 10 Jahren hatte es den Anschein, als könnten die Aufklärung durch die Medien und gerichtliche Schritte gegen Scientology die Gefahr bannen. Nun aber droht die Sekte, die sich überall in der Gesellschaft zu etablieren versucht, immer aggressiver zu werden. Feinde begraben. – Beträchtliche Mittel wendet Scientology auch zur Unterdrückung von Kritikern auf. Laut einer Devise Hubbards sind alle erkannten Feine „Freiwild“, und müssen mit Täuschung, gerichtlicher Verfolgung, Lügen und Vernichtungskampagnen bekämpft werden.

Wer sich der Sekte entgegenstellt – abtrünnige Mitglieder, Journalisten, Anwälte, sogar Richter -, sieht sich oft mit Prozessen eingedeckt, von Privatdetektiven bespitzelt, erfundener Verbrechen angeklagt und mit Morddrohungen bedacht. Kritiker der Scientology drängen darauf, dass staatliche Stellen entschiedener und überlegter gegen die Sekte vorgehen. „Das Prozessieren sollte man nicht Privatpersonen überlassen“, sagt Rechtsanwalt Toby Plevin aus Los Angeles, der Geschädigte vertritt. „Die meisten von uns haben doch Angst, sich da hineinziehen zu lassen.“


1991, 29.5.

Stuttgarter Zeitung – dpa – Scientology-Sekte verliert Rechtsfähigkeit – Hamburg will Kirche wie eine Firma besteuern – Beschluss mit Signalwirkung


1991, 30.9.

Münchner Merkur – Organisation will Ausschusssitzung beiwohnen.

Die finanzstarke Scn-Organisation, die auch in Bayern vertreten ist, versucht nach Angaben der Bundestagsabgeordneten Susanne Rahardt (CDU) mit einer gesteuerten Aktion auf Bonner Parlamentarier einzuwirken. Abgeordnete aller Fraktionen würden derzeit mit Schreiben und Telefonanrufen von Scientologen überschwemmt, sagte die Politikerin am Wochenende. S. Rahardt, die eine für den 9. Okt. geplante, nichtöffentliche Anhörung des Ausschusses für Frauen und Jugend zum Thema „Scientology“ vorbereitet, verwies auf ein ihr zugespieltes Scientology-Papier. Darin würden Führungskräfte des Psycho-Multis aufgefordert, auf Bundestagsabgeordnete Einfluss auszuüben, mit dem Ziel, zu der Bundestags-Anhörung auch Scientologen einzuladen. Falls eine Anhörung von Scientologen nicht geplant ist, empöre dich, heißt es in dem Schlachtplan.


1992

Der Spiegel – Sektierer gesucht.

Mitglieder der obskuren Scientology-Sekte wehren sich gegen den Ausschluss aus der CDU. Der Streit soll bis nach Karlsruhe getragen werden.

Die Mitglieder der Scientology-Sekte wurden mit einem in der deutschen Parteigeschichte einmaligen Ausgrenzungsbeschluss aus der Union relegiert.

Die Mitgliedschaft in der Scientology-Church, beschloss der Dresdner Parteitag, ist mit der CDU-Mitgliedschaft unvereinbar.


1992, 5.3.

SZ – Stuttgarter Justiz soll Scientologen prüfen – Reuter

Der baden-württembergische Justizminister Helmut Ohnewald hat den Generalstaatsanwalt und die Staatsanwaltschaft Stuttgart gebeten, die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens gegen die Scn-Kirche zu prüfen. Es bestehe aufgrund einer Anzeige sowie zahlreicher Berichte mutmaßlich Geschädigter der Verdacht der unerlaubten Ausübung der Heilkunde, teilte das Justizministerium mit.


1992, 1.4.

Stuttgarter Zeitung – Rausschmiss für Scientology-Makler?

Ärger im Ring Deutscher Makler wegen angeblicher „Unterwanderung“. Verbandsinterne Opposition bezichtigt den Vorstand der „Nestbeschmutzung“. Im Ring Deutscher Makler (RDM) herrscht Streit: Immobilienfirmen, die das werbeträchtige RDM-Siegel führen, sollen von Scientologen unterwandert sein. Der Verband fürchtet um seinen seriösen Ruf. Ein Großer der Branche soll bereits ein Kündigungsschreiben erhalten haben. In einem anonymen Rundschreiben distanzieren sich RDM-Makler von dem Gerücht, Tarnfirmen der weltweit verrufenen Sekte würden versuchen, die Standesorganisationen „in den Griff zu bekommen“. Die von der Verbandsspitze betriebene Aufklärungskampagne gegen scientologische Umtriebe sei „Nestbeschmutzung“.


1992, 8.6.

Stuttgarter Zeitung – Will Scientology-Sekte Krupp-Stahlbau kaufen?

Die heftig umstrittene Scientology-Sekte will offenbar verstärkt in Ostdeutschland und Berlin Fuß fassen. Nach Angaben eines Betriebsrates der Krupp Stahlbau AG in Berlin-Tempelhof bemüht sich die Sekte derzeit um den Kauf dieses Unternehmens. Das offenbar kurz vor dem Abschluss stehende Geschäft müsse um jeden Preis verhindert werden, sagt der Arbeitnehmervertreter auf einer Betriebskonferenz in Berlin.

Bereits vor zwei Jahren habe die Scientology-Sekte den Schwesterbetrieb der Krupp Stahlbau AG bei Esslingen übernommen. Uns ist unverständlich, dass nun erneut an die Scientology verkauft werden soll. Nach Angaben des Betriebsrates haben sich die Scientologen über die Berliner Treuhandanstalt bereits in einige Großbetriebe der ehemaligen DDR eingekauft.


1992, 10.6.

Stuttgarter Nachrichten – Sekte unterhält Geheimdienst – Experten: Scientology-Kirche lässt Kritiker bespitzeln

Ungewöhnliche Aktivitäten in Baden Württemberg – Sektenexperten sprechen von alarmierender Situation – Die Scientology-Kirche schaltet ihren Geheimdienst ein – Kritiker werden beschattet und auch von Privatdetektiven ausgeforscht – Offenbar neue Spitzelabteilung in Stuttgart


1992, 25.06

Süddeutsche Zeitung, Anfrage von Buendnis 90/Gruene: Bonn (epd/KNA) – Der Bundestagsabgeordnete Konrad Weiss (Buendnis 90/Gruene) hat die Bundesregierung aufgefordert, Stasi-Kontakte der Scientology Church und den Verkauf ostdeutscher Unternehmen an bekannte Sektenmitglieder zu überprüfen.


1992, 30.7.

Stuttgarter Zeitung: Scn: ein Syndikat mit Tarnkappe? Ehemalige Mitarbeiterin beschuldigt Altbacher Unternehmer – Firma kontert: „Privater Rachefeldzug“. Schutzgemeinschaft Robin Direkt warnt vor „knallharter Unterwanderung der Wirtschaft“.


1992, 24.10.

Stuttgarter Zeitung – FDP-Chef will Scientologen aus Partei ausschließen.


1992, 7.12.

Die Welt: Psychosekte im Bonner Visier – Verfassungsschutz will jetzt auch Scientology-Kirche beobachten

Hamburg – die Bundesregierung lässt prüfen, ob Psycho-Sekte Scientology gegen das Grundgesetz verstößt. Das Innenministerium reagiert damit auf ein Gutachten des Verfassungsschutzes, wonach die Sekte verfassungsfeindliche Bestrebungen verfolgt. Nach Einschätzung des Kölner Bundesamtes sind die Voraussetzungen für eine Beobachtung durch den Verfassungsschutz erfüllt: Bei der Scientology-Kirche handele es sich um eine „Ideologie mit ausgeprägten totalitären Grundprinzipien. Das Gutachten über das der „Spiegel‘ berichtete, beraten in Kürze die Innenminister. Gibt es keine Bedenken, käme es zur ersten Beobachtung einer Sekte durch Verfassungsschützer, die eigentlich für Spionageabwehr und Extremisten zuständig sind. Laut Gutachten gefährdet- die Scientology-Kirche die in GG-Artikel 1 gewährleistete Unantastbarkeit der Würde des Menschen. Sie nenne sich zwar Kirche, habe aber nichts mit Religion zu tun. Sie erkenne weder Gewaltenteilung noch die Unabhängigkeit der Richter an. Die Sekte wurde von dem 1986 verstorbenen Ron Hubbard gegründet und ist mit Sitz in Los Angeles in 30 Ländern vertreten. In Deutschland verfügt sie über 20.000 Anhänger, zehn Kirchen, 30 Missionen. Geschätzter Jahresumsatz: mehrere Milliarden Dollar.


1993, 25.2.

Stern: Ihr Ziel ist die Weltherrschaft

Scientology versucht, in Deutschland noch mehr Macht und Geld zu erlangen. Doch jetzt regt sich Widerstand Getrieben von der erklärten Gier nach Geld, Macht und Einfluss, hat die Scientology-Organisation die 90er Jahre zum Jahrzehnt der »totalen Expansion« erklärt. Ziel ist es, »den Planeten zu clearen«, die Weltherrschaft zu erobern.


1993, 8.3.

DER SPIEGEL: „Die wollen den totalitären Staat“ – Interview mit dem Scientology- Aussteiger Gunther Träger über die Methoden der Sekte

Scientology erfüllt nach Ansicht des Kölner Bundesamtes für Verfassungsschutz „die Voraussetzung für eine Beobachtung“. Die Nordrhein-Westfälische Landesregierung stuft die Sekte als „Wirtschaftskonzern“ mit „weltanschaulichem Mantel“ ein.

Träger: „Man wird nach und nach einer totalen Disziplin unterworfen….“ „…Dann erreicht man die sogenannten OT-Stufen, man wird ein „Operierender Thetan“…“ Spiegel“.. und ist laut Scientology-Lehre immun gegen atomare Strahlung und Homosexualität.“

Träger…“Es wird bis zum Umfallen gearbeitet. Dieser Stress hindert die Leute am Nachdenken.“…

Spiegel: „Stimmt es, dass Scientology versucht, Parteien und Firmen zu unterwandern?“ Träger: „Viele werden ermuntert, in Parteien einzutreten und in Firmen auf Schlüsselpositionen hinzuarbeiten. Das wird forciert. Inzwischen läuft es aber direkter als früher. Spiegel: „In welchen Bereichen?“ Träger: „Computer- und Managementtechnologie. Dies ermöglicht Zugriff auf die Datensysteme großer Firmen….“


1993, 30.7.

Wirtschaftswoche: Personalberater – Hochkantig raus

Mit einem engmaschigen Netz von Personalberatungsfirmen unterwandert die Scientology-Kirche Deutschlands Wirtschaft.

44/1994

Focus: DIPLOMATIE – Scientologen als arme Verfolgte

Amerikanische KSZE-Kommission schätzt Menschenrechte in Deutschland merkwürdig ein

Ein jetzt erschienener Menschenrechtsreport der amerikanischen KSZE- Kommission dürfte auf dem diplomatischen Parkett für Furore sorgen.

Unter dem Titel „Gewalt gegen Ausländer“ listet die US-Kommission in ihrem Bericht „Menschenrechte und Demokratisierung im vereinigten Deutschland“ nicht nur die Morde von Mölln und Solingen sowie die Zahl rassistischer Übergriffe auf, sondern auch die Ausladung eines bekennenden Scientologen, des Musikers Chick Corea.

Der Jazzer sollte während der Leichtathletik-Weltmeisterschaft im „Baden- Württemberg-Club“, für dessen Programm das Land zuständig ist, ein Konzert geben. Nachdem sich seine Scientology-Zugehörigkeit auch im Schwabenland herumgesprochen hatte, lud die Stuttgarter Landesregierung Corea wieder aus. Dafür erntete sie, wie auch der US-Bericht vermerkt, Zustimmung aller anderen Bundesländer sowie von Sektenexperten.

Und so bewertet die amerikanische KSZE-Kommission unter Leitung von Senator Dennis Deconcini (Arizona) diesen Vorgang: „Es scheint klar, dass Deutschlands Vorgehen zum Ziel hat, extremistisch (… ) empfundene Gruppen auszugrenzen oder auszumerzen.“ Des starken Tobaks nicht genug, fahren die Autoren fort: „Diese Zielsetzung kann die Regierung, verständlich bei Deutschlands Vergangenheit, zu Diskriminierungspolitik verführen.“

Die vom US-Kongress gestellte Kommission unterscheidet nicht zwischen Brandanschlägen auf Ausländer und der öffentlichen Reaktion auf die mehr als umstrittene „Scientology-Kirche“.

Wie in einem Werbeprospekt der Sekte heißt es zur Menschenrechtssituation in Deutschland: „So haben beispielsweise Mitglieder der Scientology-Kirche gegen (… ) Entlassungen protestiert, gegen den Ausschluss aus politischen Parteien und diskriminierende Behandlung durch öffentliche und staatliche Stellen.“

Anfang Oktober sollte das Papier auf einer KSZE-Vorkonferenz in Warschau als offizielles Dokument der Vertragsstaaten verabschiedet werden.

Deutsche Abgesandte reagierten erst verblüfft, dann verärgert. Schon im Vorfeld des Treffens wirkten sie auf ihre amerikanischen Kollegen ein und die zogen das Papier vorerst zurück.

Das Auswärtige Amt möchte sich zu der Affäre noch nicht äußern: „Das Papier“, wehrt Ministeriumssprecher Rüdiger von Fritsch ab, „wurde von den Amerikanern in Warschau nicht eingebracht. Deshalb werden wir es auch nicht kommentieren. „

Daheim in Washington verteilen Kommissions-Mitglieder den Bericht derweil munter weiter. In einer Auflage von 3000 Exemplaren verschicken sie den Report an Medien, an diplomatische Vertretungen und an jeden, der sich für KSZE-Politik interessiert.

In der nächsten Sitzung wollen die Amerikaner versuchen, das Papier in unveränderter Form als offizielle KSZE-Position zu etablieren. James Ridge, Pressechef der Kommission: „Wir stehen zu dem, was da drin steht.“


1993, Nov.

Stuttgarter Zeitung: Hubbard soll Albanien zu einer neuen Blüte führen

Ehemaliger STN-Chef Vorreiter / Kontakte zu Bundestagsabgeordneten / Münchener Kanzlei erstellte Gutachten

Scientology bläst zum Großangriff auf Albanien. In internen Papieren der umstrittenen Organisation wird Scientology als die „größte, strahlendste Hoffnung“ für die Albaner bezeichnet und dazu aufgerufen, die Kampagne „Der Weg zum Glücklichsein“ zu organisieren: 30.000 Hefte mit der Ideologie des Scientology Gründers L. Ron Hubbard sollen gedruckt und in dem jahrelang vom finstersten Kommunismus niedergedrückten Land verteilt werden.

Einer der Vorreiter scheint Gerhard Haag aus dem schwäbischen Lichtenwald zu sein. Haag engagiert sich offensichtlich sehr in Albanien nachdem er die Stahlbautechnik Neckar (STN in Altbach an das Stahlbauunternehmen Greschbach (Emmendingen/Karlsruhe) verkauft hat: Nachdem die Mitgliedschaft Haags bei Scientology bekannt geworden war, geriet die STN, so der offizielle Verkaufsgrund damals, in finanzielle Schwierigkeiten. In einem Schreiben bereits vom Dezember vergangenen Jahres berichtet Haag von „phantastischen“ guten Nachrichten, die er von einem Albanienbesuch mitgebracht hat. Investitionen mit bemerkenswerten Vorteilen könnten vorgenommen werden, eine Bau- und Handelsgesellschaft sei in Gründung begriffen, Pläne für eine private Bank existierten ebenfalls.

Haag lud für Ende Dezember 1992 weitere Genossen von Scientology nach Tirana ein, um eine Kooperation zu vereinbaren: Sein Schreiben war an Mitglieder des Scientology-Zweigs „WISE“ (= World Institute of Scientology Enterprises) gerichtet eine Art Vereinigung für kommerzielle Lizenznehmer von Scientology. Das Büro für das sogenannte „Projekt A.“ wurde beim „CCI Institut“ von Haags Partner Reinhold Stricker in Dreieich etabliert – er findet sich ebenfalls auf der Liste der „WISE“-Mitglieder.

Was in den Papieren zum, Project A.“ verzeichnet ist, lässt den Scientology- Kritikern in der Bundesrepublik das Blut in den Adern gefrieren. Im nationalen Fernsehen Albaniens soll versprochen worden sein, das Land mit Hilfe der „LRH Admin-Tech“ (L. Ron Hubbards Verwaltungstechnologie) zu einer neuen Blüte zu führen, Haag und Stricker hätten in verschiedenen, von ihnen besuchten Ministerien in der Hauptstadt Tirana „sofortige Kooperation“ gefunden. schließlich hätten die „WISE“-Mitglieder „dort besonders gute Möglichkeiten, da wir auf etablierte Verbindungen zurückgreifen können“. Was Haag genau in Albanien treibt, teilt Scientology ebenfalls mit: „Sein gegenwärtiges Projekt ist das Bauen eines neuen Handelszentrums, welches Scientology-Verwaltungs-Technologie in Albanien beherbergen und Scientology-Technologie in dieses Land bringen wird.“


1994, 4. Mai

AUSZUG AUS DER LETZTEN FLAG-GRADUATION („Good News von FLAG“, Werbebeilage der Scientology Kirche)

Der Sprecher war Heber Jentsch, President C.S.I. Hier einige Highlights seines Briefings:

Deutschland: Es wurde vor kurzem eine Kampagne gestartet, um die Diskriminierung und Unterdrückung von Scientologen in Deutschland bekannt zu machen, indem schlechte PR außerhalb Deutschlands kreiert wird und von außen verlangt wird, dass es gehandhabt wird. In der Zeitschrift „Roll Call“, die von Senatoren, vom Weißen Haus und vielen anderen Regierungsmitgliedern gelesen wird, wurden Anzeigen über die Geschehnisse in Deutschland veröffentlicht. Die Leser wurden dabei aufgefordert, an den IAS oder direkt an deutsche Regierungsbehörden zu schreiben und zu protestieren.

Jetzt haben deutsche Regierungsmitglieder im Außenministerium in U.S.A. angerufen, um sich über diese Anzeigen zu beschweren, da sie einen großen Effekt kreieren – was genau unser Plan war!

Während der letzten Woche wurden etwa 2000 WIS-Bücher (Anm. „Was ist Scientology“) an deutsche Regierungsmitglieder, Meinungsführer etc. geschickt und sie lesen das Buch und fragen bereits nach weiteren Daten und fangen tatsächlich an nach Kooperation und Hilfe zu fragen. In Hamburg zum Beispiel wurde die Kirche von einem Regierungsmitglied angerufen, der bei unserem Anti Drogen Programm mithelfen möchte.

Es kam auch eine Anzeige über Helmut Kohl, die zeigt, wie er ähnliche Taktiken wie Hitler verwendet, um Scientologen Rechte zu entziehen.

In Frankfurt nahm sich die Org diese Anzeigen und den Brief der IRS und ging damit zu lokalen Behörden, die ihnen nun Steuerbefreiung gewähren.

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